338 Zweiunddreißigstes Kapitel: Kaiser Wilhelm J.
wunsch zu diesem erhebenden Feste entgegen nehmen. Daß
Ihnen Beiden unter so vielen Glücksgütern, die Ihnen die
Vorsehung für Sie erkoren hat, doch immer das häusliche Glück
obenan stand, das ist es, wofür Ihre Dankgebethe zum Himmel
steigen. Unsere und meine Dankgebethe gehen aber weiter,
indem sie den Dank in sich schließen, daß Gott Sie mir in
endscheidender Stunde zur Seite stellte und damit eine Lauf-
bahn meiner Regierung eröffnete, die weit über Denken und
Verstehen gehet. Aber auch hierfür werden Sie Ihre Dank-
gefühle nach Oben senden, daß Gott Sie begnadigte, so Hohes
zu leisten. Und in und nach allen Ihren Mühen fanden Sie
stets in der Häuslichkeit Erholung und Frieden, und das er-
hält Sie Ihrem schweren Berufe. Für diesen sich zu erhalten
und zu kräftigen, ist stets mein Anliegen an Sie, und freue
ich mich aus Ihrem Briese durch Graf Lehndorff und von
diesem selbst zu hören, daß Sie jetzt mehr an sich als an die
Papiere denken werden.
Zur Erinnerung an Ihre silberne Hochzeit wird Ihnen
eine Vase übergeben werden, die eine dankbare Borussia dar-
stellt und die, so gebrechlich ihr Matérial auch sein mag, doch
selbst in jeder Scherbe dereinst aussprechen soll, was Preußen
Ihnen durch die Erhebung auf die Höhe, auf welcher es jetzt
stehet, verdankt.
Ihr
treu ergebener
dankbarer König
Wilhelm.“ #)
„Coblenz am 6. November 1878.
Es ist Ihnen beschieden gewesen, in Zeit eines Viertel-
jahres Europa durch Ihre Einsicht, Umsicht und durch Ihren
1) Bismarck's Antwort f. im Anhang zu den Gedanken und Er-
innerungen 1 222 ff.