Briefe Wilhelm's I. an Bismarck. 343
scheidende Beschlüsse berathen ulnd) ausführen mußten ulnd) die
immer Preußen ulnd) nun hoffentlich Deutschland zur Ehre und
zum Wohle gereichen mögen.“
Den letzten Brief des Kaisers erhielt ich am 23. December
1887. Verglichen mit dem vorhergehenden zeigt er im Satz-
bau und in den Zügen, daß dem Kaiser während der letzt-
verflossenen drei Monate der schriftliche Ausdruck und das
Schreiben viel saurer geworden waren; aber die Schwierig-
keiten beeinträchtigen nicht die Klarheit der Gedanken, die väter-
liche Rücksicht auf das Gefühl des kranken Sohnes, die landes-
herrliche Sorge für die gehörige Ausbildung des Enkels. Es
wäre unrecht, bei der Wiedergabe dieses Briefes irgend etwas
daran bessern zu wollen.
„Berlin, den 23. 12. 1887.
Anliegend sende ich Ihnen die Ernennung Ihres Sohnes
zum Wirklichen Geheimen Rath mit dem Predikat Exczellenz,
um dieselbeln) Ihrem Sohne zu übergeben, eine Freude, die
ich Ihnen nicht versagen wollte. Ich denke, die Freude wird
eine 3fache sein, für Sie, für Ihren Sohn ulnd) für michl
Ich ergreife die Gelegenheit, um Ihnen mein bisheriges
Schweigen lzu erklären] 1) auf Ihren Vorschlag, meinen Enkel
den Prinzen Wilhelm mehr in die Staats Geschäfte einzuführen,
bel dem traurigen Gesundheits Zustande des Kronprinzen meines
Sohnes! Im Princip bin ich ganz einverstanden, daß dies ge-
schehe, aber die Ausführung ist eine sehr schwierige. Sie werden
ja wissen, daß die an sich sehr natürliche Bestimmung, die ich
auf Ihren Rath traf, daß mein Enkel W. in meiner Behinde-
rung die laufenden 2 Cabinets Erlasse des Civils und Militairs
unterschreiben werde, unter der Ueberschrift „auf Allerhöchsten
Besehl“ — daß diese Bestimmung den Kronprinzen sehr irritirt
hat, als denke man in Berlin bereits an seinen Ersatz! Bei
1) Ergänzung, fehlt im Original.