Ablehnung der Marineforderung. Rede Bismarck's. 21
daß der unfrigen dasselbe nicht beschieden sein wird. Ich war
einigermaßen überrascht ferner darüber, daß dem Gebiete der
Technik ein so großer Raum in dem Berichte angewiesen war.
Ich zweifle nicht daran, daß es viele unter Ihnen giebt, die vom
Seewesen mehr verstehn als ich und mehr zur See gewesen sind
als ich, die Mehrzahl unter Ihnen, meine Herrn, ist es aber
nicht, und doch muß ich sagen, ich würde mir nicht getraun, über
technische Details der Marine ein Urtheil zu fällen, welches
meine Abstimmung motiviren, welches mir Motive zur Ver-
werfung einer Marinevorlage geben könnte. Ich kann mich
deshalb auch mit der Widerlegung dieses Theils Ihrer Ein-
wendungen nicht beschäftigen.. Ihre Zweifel, ob es mir
gelingen wird, Kiel zu erwerben, berührt mein Ressort näher.
Wir besitzen in den Herzogthümern mehr als Kiel, wir besitzen
die volle Souveränetät in den Herzogthümern in Gemeinschaft
mit Oestreich, und ich wüßte nicht, wer uns dieses Pfand, das
dem von uns erstrebten Object an Werth so viel überlegen ist,
nehmen könnte anders als durch einen für Preußen unglücklichen
Krieg. Fassen wir aber diese Eventualität in's Auge, so können
wir jeden in unserm Besitz befindlichen Hafen ebenso gut ver-
lieren. Unser Besitz ist ein gemeinsamer, das ist wahr, mit
Oestreich. Nichtsdestoweniger ist er ein Besitz, für dessen Auf-
gebung wir berechtigt sein würden, unfre Bedingungen zu stellen.
Eine dieser Bedingungen, und zwar eine der ganz unerläßlichen,
ohne deren Erfüllung wir diesen Besitz nicht aufgeben wollen,
ist das künftige alleinige Eigenthum des Kieler Hafens für
Preußen
Angesichts der Rechte, die sich in unsern Händen und in denen
Oestreichs befinden und die unantastbar sind, so lange nicht einem
der Herrn Prätendenten es gelingt, zu unfrer Ueberzeugung
ein besseres Recht als das auf uns übergegangne des Königs
Christian IX. von Dänemark nachzuweisen, angesichts der Rechte,
welche in voller Souveränetät von uns und Oestreich besessen