Feindsch. v. Hanover u. Kurhessen. Ablehn. Haltung d. Augustenburgers. 27
früher als mit dem fahrplanmäßigen Zuge zu reisen. Ich stellte
ihm vor, er würde dann zu spät kommen, um den Krieg zwischen
Preußen und Hessen zu hindern und den Fortbestand des Kur-
staats zu sichern. Wenn die Oestreicher siegten, so würde er
immer vis major geltend machen können, seine neutrale Haltung
ihm sogar preußische Landestheile einbringen, wenn wir aber
siegten, nachdem er sich geweigert, neutral zu bleiben, so würde
der Kurstaat nicht fortbestehn; der hessische Thron sei immer
einen Extrazug werth. Der Prinz machte der Unterredung ein
Ende mit den Worten: „Wir sehn uns wohl noch einmal in
diesem Leben wieder, und 800000 gute östreichische Truppen
haben auch noch ein Wort mitzureden.“ Hatte doch auch die
von dem König noch aus Horsitz am 6. und aus Pardubitz am
8. Juli in dem freundschaftlichsten Tone an den Kurfürsten ge-
richtete Aufforderung, ein Bündniß mit Preußen zu schließen
und seine Truppen aus dem feindlichen Lager zurückzurufen,
keinen Erfolg.
Auch der Erbprinz von Augustenburg hatte durch Ablehnung
der sogenannten Februarbedingungen den günstigen Moment
versäumt. Von welhfischer Seite y ist neuerdings folgende Version
verbreitet worden: Der Verfasser behauptet, von dem Prinzen
erfahren zu haben, daß derselbe sich in einer Audienz bei dem
Könige Wilhelm zu den geforderten Zugeständnissen verpflichtet,
der König ihm die Einsetzung als Herzog zugesichert und die
sormelle Erledigung durch den Ministerpräsidenten auf den
nächsten Tag zugesagt habe. Ich hätte mich am folgenden Tage
bei dem Prinzen eingestellt, ihm aber gesagt, mein Wagen hielte
vor der Thüre, ich müsse in diesem Augenblicke nach Biarritz
zum Kaiser Napoleon reisen, der Prinz sei aufgesordert worden,
einen Bevollmächtigten in Berlin zurückzulassen, und nicht
wenig erstaunt gewesen, am nächsten Tage in den Berliner
1) Erinnerungen und Erlebnisse des kgl. hannöverschen General-
Major Dammers. Hannover, Helwing's Verlag, 1890 S. 94 f.