34 Neunzehntes Kapitel: Schleswig-Holstein.
Bei meinem Bemühn, die Zustimmung des Kaisers zu ge-
winnen, hatte ich weniger die handelspolitischen Vortheile als
die ihm mehr eingänglichen militärischen Erwägungen in den
Vordergrund gestellt. Die holländische Kriegsmarine hat den
Vortheil, Canäle im Binnenlande benutzen zu können, die den
größten Schiffen den Durchgang gestatten. Unser analoges Be-
dürfniß einer Canalverbindung wird durch das Vorhandensein
der dänischen Halbinsel und die Vertheilung unfrer Flotte auf
zwei getrennten Meeren wesentlich gesteigert. Wenn unfre ge-
sammte Flotte aus dem Kieler Hafen, der Elbemündung und
eventuell, bei Verlängerung des Canals, der Jahde ausfallen
kann, ohne daß ein blockirender Feind es vorher weiß, so ist
der letztre genöthigt, in jedem der beiden Meere ein unfrer
ganzen Flotte äquivalentes Geschwader zu unterhalten. Aus
diesen und andern Gründen war ich der Meinung, daß die Her-
stellung des Canals unfrer Küstenvertheidigung nützlicher sein
würde als die Verwendung der Canalkosten auf Festungsbau
und Mehranschaffung von Schiffen, für deren Bemannung wir
nicht über unbegrenzte Kräfte verfügen. Mein Wunsch war,
den Canal von der Niederelbe in westlicher Richtung so weit
fortzusetzen, daß die Wesermündung, die Jahde und eventuell
auch die Emsmündung zu Ausfallpforten, welche der blockirende
Feind zu beobachten hätte, hergerichtet würden. Die westliche
Fortsetzung des Canals wäre verhältnißmäßig weniger kostspielig
als die Durchschneidung des holsteinischen Landrückens, da sich
Linien von gleichmäßigem Niveau darbieten, auch zur Umgehung
der hohen Geest an der Landspitze zwischen der Weser und der
Elbemündung.
Im Hinblick auf eine, voraussichtlich französische, Blockade
war bisher die Deckung Helgolands durch die englische Neutra-
lität für uns nützlich; ein französisches Geschwader konnte daselbst
kein Kohlendepot haben, sondern war genöthigt, zur Beschaffung
des Kohlenbedarfs in bestimmten, nicht zu langen Zeiträumen