Grundlagen eines möglich. Friedens. Der Kriegsrath v. 23. Juli 1866. 49
dabei der einzige Civilist in Uniform. Ich trug meine Ueber-
zeugung dahin vor, daß auf die östreichischen Bedingungen der
Friede geschlossen werden müsse, blieb aber damit allein; der
König trat der militärischen Mehrheit bei. Meine Nerven wider-
standen den mich Tag und Nacht ergreifenden Eindrücken nicht,
ich stand schweigend auf, ging in mein anstoßendes Schlafzimmer
und wurde dort von einem heftigen Weinkrampf befallen.
Während desselben hörte ich, wie im Nebenzimmer der Kriegs-
rath aufbrach. Ich machte mich nun an die Arbeit, die Gründe
zu Papier zu bringen, die m. E. für den Friedensschluß sprachen,
und bat den König, wenn er diesen meinen verantwortlichen
Rath nicht annehmen wolle, mich meiner Aemter als Minister
bei Weiterführung des Kriegs zu entheben. Mit diesem Schrift-
stücke X) begab ich mich am folgenden Tage zum mündlichen
X) Zum Theil abgedruckt in Sybel V 294 ff. lund v. Lettow-Vorbeck
II 679 ff.) .
1) Die Darstellung bei Sybel ist wesentlich aus den Acten ge-
schöpft und darf darum nicht gegen die obenstehende Schilderung der
persönlichen Begegnungen zwischen dem König und Bismarck benutzt
werden. Vielmehr müssen sich beide Darstellungen ergänzen. Der
Sachverhalt war der folgende: Am 23. Juli nach der ersten Friedens-
verhandlung fand der von Bismarck erwähnte Kriegsrath statt, dessen
charakteristische Einzelheiten Fürst Bismarck nach M. Busch, Bismarck,
Some secret pages of his history II 326 am 18. October 1877 in Varzin
in derselben Weise erzählte. Zu diesem wurde auch der Kronprinz
zugezogen, der am 23. Juli auf Bismarck's Ersuchen (Blumenthal's
Tagebücher S. 47) nach Nikolsburg zu Seiner Mcjestät von Eisgrub
herüberkam (Kaiser Friedrich's Tagebücher, herausg. von M. v. Po-
schinger S. 42); vgl. H. Delbrück, Erinnerungen an Kaiser Friedrich.
Preuß. Jahrb. 1888 (die Stelle findet sich abgedruckt bei Lenz, Zur
Kritik der Gedanken und Erinnerungen S. 117). Darauf schrieb Bismarck
den bei Sybel und v. Lettow-Vorbeck theilweis abgedruckten Bericht
über die Lage. Am 24. Juli fand die heftige Auseinandersetzung zwischen
König und Minister statt. An demselben Tage (vgl. Herzog Ernst, Aus
meinem Leben III 612 f.) übernahm der Kronprinz die Vermittlung
und überbrachte den auf S. 54 mitgetheilten ungnädigen Bescheid des
Königs auf eine derletzten Eingaben des Ministers t(also nicht
Otto Fürst von Bismarck, Gebanken und Erinnerungen. II. 4