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ziplinargerichte) — liegen dem JM. noch
die Abgabe rechtlicher Gutachten in Angelegen-
heiten des Kgl. Hauses (V. vom 27. Okt. 1810
— GS. 3) sowie die Mitwirkung bei der
Aussicht über Beamte und Geschäftsführung
des Oberlandeskulturgerichts (s. d.) und im
Militärjustizdepartement ob. Er ist befugt,
den Konflikt auf Grund des G. vom 13. Febr.
1854 (GS. 86) zu erheben, und zwar au
zu seinen eigenen Gunsten (OVG. in D33.
11 Sp. 150). Im Bereiche der Justizverwal-
tung sind von ihm die zu seinem Pessort ge-
hörenden Regierungsakte des Königs gegen-
uzeichnen (VII. Art. 44), die in das Gebiet der
Rchtepflege einschlagenden Gesetzentwürfe vor-
zubereiten und die erforderlichen allgemeinen
Verwaltungsanordnungen zu erlassen, ferner
hat er zahlreiche, die Organisation und Ein-
richtung der Justizbehörden sowie die persön-
lichen Verhältnisse der Justizbeamten betreffende
Geschäfte und die Aufsicht hinsichtlich sämtlicher
Gerichte, Staatsanwaltschaften und Notare ((.
Justizaufsicht und Justizverwaltung),
endlich eine Reihe von einzelnen Zuständig-
keiten teils als einzige Instanz, teils als Be-
schwerdeinstanz.
II. Die wichtigsten dieser einzelnen Zustän-
digkeiten sind:
A. Als einzige Instanz hat der JM. 1. in
Strafsachen die Vorbereitung der dem Könige
zu unterbreitenden Anträge in Begnadigungs-
angelegenheiten (Ar. II der Allg Bf. vom
14. Aug. 1879 — Illl. 237), die Befugnis
zum Erlasse gewisser Geldstrafen (AE. vom
19. Dez. 1866, 16. Febr. 1867, 15. Dez. 1880
— Illl Bl. 1867, 6, 67; 1881, 31), die Ge-
nehmigung der Aussetzung oder Unterbrechung
von Freiheitsstrafen und die Stundung oder
Teilung von Geldstrafen in gewissen Fällen
(AEc. vom 23. Nov. 1853 und 8. Mai 1875;
Allg Bf. vom 22. März 1867 § 10; Allg #f.
vom 14. Juli 1868 § 15 — JUll. 1853,
410; 1875, 144; 1867, 266; 1868, 253), die Be-
willigung der Laesardeset. mit Aussicht
auf spätere Begnadigung (AE. vom 23. Okt.
1895; Allg VBf. vom 19. Nov. 1895 — JMBl.
348), die Entscheidung über die vorläufige Ent-
lassung von Strafgefangenen (StB. § 25:;
Allg Vf. vom 21. Jon. 1871 — JIM#.34)
und die Entscheidung über den Antrag auf
Entschädigung in Gemäßheit der G., betr. die
Entschädigung der im Wiederaufnahmever-
fahren freigesprochenen Personen, vom 20. Mai
1895 (RBl. 345), und betr. die Entschädigung
für unschuldig erlittene Untersuchungshaft, vom
14. Juli 1902 (REGBl. 321), Allg Bf. vom
22. Aov. 1898 (JA Bl. 280) und vom 27. Aug.
1904 (JM. 239); s. Entschädigung für
Strafen und Untersuchungshaft, auch
Begnadigung. 2. In bürgerlichen Rechts-
streitigkeiten für das frühere Geltungsgebiet
der A#O. die in deren Anhangsparagraphen
153 bezeichneten Verrichtungen bei der Zwangs-
vollstrechung gegen den Fiskus, eine Körper-
schaft, Stiftung oder Anstalt des öffentlichen
Rechts oder eine unter der Verwaltung einer
öffentlichen Behörde stehende Körperschaft oder
Stiftung (ElG. z. Z3PO. 15 Ziff. 3; Allg Vf. vom
24. Aärz 1882 — JMll. 59). 3. In den An-
Justizministerialblatt.
gelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit
die Bestimmung des zuständigen oder eines
emeinschaftlichen Gerichts, z. B. nach §8§ 36
bs. 2, 37 Abs. 1, 38, 39 Abs. 2, 40, 43 Adf. 1,
45 Abs. 2, 66 Abs. 2, 73 Abs. 2, 99 Abs. 2
FGG.; §5 20 2. z. GCVG.; Art. 130 Ziff. III
Pr FG#.; Art. 2 AG. z. GB0., die Beauftra-
gung des Landgerichts oder Oberlandesgerichts
ch' mit der Verwaltung oder Beaufsichtigung einer
Stiftung nach § 29 A#. z. GVG. und die Ge-
nehmigung einer stiftungsmäßigen Bestimmung
nach Art. 17 Abs. 2 AG. z. GB0O., die Mit-
wirkung bei vormundschaftlichen Angelegen-
heiten der standesherrlichen Familien nach
19a der Instr. vom 30. Mai 1820 (GS. 81),
die Erledigung gewisser Geschäfte in Thron-
lehnsangelegenheiten in Gemeinschaft mit dem
Md F. (AE. vom 3. Okt. 1848 — GS. 269),
die Erteilung der Befreiung von der Vorschrift,
daß eine Frau nicht vor der Vollendung des
16. Lebensjahres eine Ehe eingehen darf, und
von dem Verbote der Eheschließung bei Ehe-
bruch (BE. 88 1303, 1312, 1322; V. vom
16. Aov. 1899 — GS. 562 — Art. 10; Allg-
Bf. vom 14. Dez. 1899 — Jlll l. 784), die
Erteilung der Ehelichkeitserklärung, sofern es
sich nicht um die Annahme eines adligen
Aamens handelt, und der Befreiung von den
für die Annahme an Kindes Statt bestehenden
Alterserfordernissen (Be#B. 8§ 1723, 1744, 1745;
V. vom 16. Aov. 1899 — GS. 562 — Art. 13,
14; Allg Bf. vom 14. Dez. 1899 und 4. Sept.
1900 — JMB. 1899, 784; 1900, 559). 4. In
Stempel= und Kostensachen die Anordnung
der Erstattung und der Abstandnahme von
der Einziehung einer als Gerichtsgebühr zu
erhebenden Stempelabgabe aus Billigkeits-
rüchsichten (LSt G. vom 31. Juli 1895 — GS.
413 — 8§ 25; Prsrzch. vom 25. Juni 1895“
6. Okt. 1899 — G. 1899, 326 — 5§ 22, 30,
119), die Entscheidung über die Gewährung
der persönlichen Gebührenfreiheit in gewissen
Fällen in Gemeinschaft mit dem FM. (Pre###.
§ 8 Abs. 1 Ziff. 6, Abs. 2—4, §§ 119, 120).
B. Beschwerdel Rekurs-dinstanz ist der JM.:
1. in den Angelegenheiten der freiwilligen
Gerichtsbarkeit, für welche die Oberlandes-
erichte die erste Instanz bilden (Pr FG.
rt. 6 Abs. 2); 2. für die Entscheidungen
der Oberlandesgerichte hinsichtlich der als.
Gerichtskosten zu erhebenden Stempelbeträge
(VrE#nz. 88 30, 119, 120); 3. für die Fest-
setzung von Stempelstrafen gegen Justiz-
beamte und Votare, für die in erster Instanz
der Landgerichtspräsident zuständig ist (G. vom
9. April 1879 — ES. 345 — §5 28; LSt.
vom 31. Juli 1895 — GS. 413 — 8§8 19; G.
vom 26. Juli 1897 — EGS. 237 — 8§ 60;
Allg Vf. vom 17. Juli 1900 — Jlll Bl. 505).
ustizministerialblatt. Infolge Allerh.
Autorisation wurde vom 1. Jan. 1839 ab das
Ill Bl. für die preuß. Gesetzgebung und Rechts-
pflege behufs offizieller Mitteilung der in die
Gesetzsammlung nicht ausgenommenen Kabi-
nettsorders, der erläuternden Ministerial-
restripte und Instruktionen gegründet (Af.
vom 28. Dez. 1838 — JIllnsl. 1839, 1). Seit
1844 enthält es auch Abhandlungen über inter-
essante oder zweifelhafte Rechtsmaterien, ohne-