Full text: Das Deutsche Reich zur Zeit Bismarcks.

Nationalseier zu Bismarcks 70. Geburtslag. 505 
des Frankfurter Parlamemes, die „Letzten von Frankfurt“, welche dem Fürsten eine 
Adresse überreichten, die ihn unter allen Gaben dieses Tages mit am tiefsten rührte, 
am meisten erfreute. Denn da hieß es: 
„daß wir jene Vahn, welche die deutsche Nation zur Einheit führen kann, in stürmischen Tagen 
betreten, die Fahne erhoben und unentwegt zu ihr gestanden haben, gibt uns ein Anrecht, dem 
Manne, der unseren Glauben zur That gemacht und uns zum Ziele geführt hat, den Dankes- 
gjoll, der in unseren Herzen lebt, heute auszusprechen. Wer hat eindringlicher und schmerzlicher als 
wir erfahren, welche Kluft Streben und Erreichen, Gedanken und Vollbringen trennt? Wer 
könnte deutlicher die volle Wucht der Aufgabe empfinden, die Ew. Durchlaucht inmitten wider 
strebender Kräfte, inmitten feindseliger Mächte auf sich genommen, wer aufrichtiger und lebhaf 
ter bewundern, was Ew. Durchlaucht vollbracht haben: Die Erweckung der versunkenen Herr- 
tichleit der deutschen Nation zu neuem Leden und hellem Glanze! Politische Größe ruhte nie- 
mals auf Weitsicht, Kühnheit und Kraft allein, nicht minder auf Mäßigung und Selbstüberwin 
dung; wie zu gespanntestem, verantwortlichstem Handeln ist sie zu geduldigem Ausharren be- 
rufen. Was die einsam in schweren Stunden errungenen Entschtüsse kosten, ermißt, der sie zu 
fassen hatte, allein. Möge Ew. Durchlaucht zu dem einen wie zu dem anderen auch hinfort 
die von innerster Uberzeugung getragene Kraft nicht fehlen, möge Ew. Durchlaucht beschieden 
sein, die hohe Mission, nach ruhmreichsten Kriegen Deutschland und Europa den Frieden zu er- 
halten, das Deutsche Reich weiter und weiter erstarken zu lassen, über das heute vollendete Lebens- 
jahr hinaus noch lange zum Heile der lebenden und kommenden Geschlechter fortzuführen!“ 
Wie in allen großen Tagen unseres Volkes regte sich aber auch mächtig der 
schöpferische Drang unserer Dichter zu dieser Festfeier. Namentlich brauste über die 
Lippen von Hunderktaufenden Paul Heyses schwungvolles Lied: 
„Wer hat das Reich uns aufgebamt, 
Daß hoch die Zinnen ragen? 
Germania, du Kaiserbraut, 
Wer ließ dich Krone tragen? 
Das hat mit Macht 
Der Eine vollbracht, 
Von dem wir singen und sagen!“ 
  
  
Außere und innere Politik des Peutschen Neiches 
(1879 bis März 1888). 
Schluß: Innere und äußere Politik von 1886—1888. 
verlangte Verlängerung des Sozialistengesetzes auf fünf Jahre der Opposition 
im Reichstage die erste Gelegenheit zur Erneuerumg der Feindseligkeiten gegen den 
Fürsten Bismarck und die Regierungen und zugleich zu einer Kraftprobe. In der nach 
der ersten Lesung am 18. Februar gewählten Kommission des Reichstags wurde das
	        
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