im Spiegel der ersten französischen Revolution. 13
auch im weiten Frankreich auf dem platten Lande der Geistliche
bis 1789 fast überall der einzige Lehrer der armen Land-
bevölkerung.
Leider hatte schon die Regierungszeit Ludwigs XIV. den
Tagen des alten herzlichen patriarchalischen Einvernehmens der
adligen und geistlichen Herren mit ihren Unterthanen seit dem
Ausgange des siebzehnten Jahrhunderts für immer ein Ende
bereitet. Der große, mittlere und kleine Adel, die hohen geist-
lichen Würdenträger bis zu den Abten und Pfründenverwaltern
strömten fast alle und unaufhaltsam nach Versailles an den
Königshof, um sich dort im Glanze der Königsherrlichkeit zu
sonnen. Nach Hause kehrten sie erst zurück, wenn die in Ver-
schwendung und Liederlichkeit geleerte Börse wieder gefüllt wer-
den mußte. Hierfür war dann dem Adel jedes Mittel recht:
zunächst, solange es ging, die Verpfändung oder die Veräußerung
von Grundbesitz, die Verpachtung aller geldbringenden feudalen
Rechte, Gefälle, Abgaben. Wenn das alles erschöpft war, wurde
der Bauer und Unterthan durch die hartherzigen Verwalter,
welche der Gutsherr daheim zurückließ, während der Herr selbst
in Paris schwelgte, geschunden bis aufs Blut, ward jede Schuld
und jedes Gefälle unnachsichtlich eingetrieben. Arthur Young
entwirft eine ebenso wahrhafte als furchtbare Schilderung der
Lage des französischen Landvolkes, das er bei seiner Reise durch
Frankreich beim Anbruch der französischen Revolution genau kennen
lernte. Die Leute starben beinahe überall Hungers, auch in den von
der Natur gesegnetsten Landesteilen. Auch in den besten Gegenden
bringt, infolge der grauenhaften Armut und Ohnmacht der Acker-
besteller, der Morgen Landes nur ein Viertel so viel Ertrag,
als weit geringerer Boden in England. Alle etwa fünfund-
zwanzigjährigen französischen Bauernweiber und -Mädchen von
Calais bis zur spanischen Grenze sahen infolge von Entbehrung,
Hunger, überarbeit und Not aus wie Scchzigjährige.
In demselben tiefen Verfall, fand Arthur Young auch die
Prunkschlösser und Güter des Landadels, selbst der ehedem reich-
sten Geschlechter.