im Spiegel der ersten französischen Revolution. 19
des Programms unserer Sozialdemokratie erschüttert und be—
seitigt. Nach der sozialdemokratischen Lehre von Karl Marx
und Genossen und nach dem auf dieser Lehre aufgebauten Erfurter
Programm von 1891 soll nämlich die „Entwickelung der heu-
tigen Gesellschaft“ — d. h. der freien Konkurrenz — „mit Natur-
notwendigkeit zum Untergange des Kleinbetriebes“, „zur Ver-
drängung der zersplitterten Kleinbetriebe durch kolossale Groß-
betriebe“ führen. Wenn jemals eine Epoche der Menschen-
geschichte, so müßte die erste französische Revolution hiefür einen
unwiderleglichen Beweis geliefert haben! Denn niemals vorher
und nachher ist der Wettbewerb aller in allem freier und
schrankenloser am Werke gewesen, als damals. Hat diese un-
bemessene Freiheit nun etwa die mittleren und Kleinbetriebe zer-
rieben und vernichtet? Ganz im Gegenteil! Denn der überaus
tüchtige französische Mittelstand im ländlichen Grundbesitz wie
im städtischen Bürgertum leitet den Beginn seines freien, ge-
deihlichen und festen Daseins aus der ersten französischen Revo-
lution her. Bei uns in Deutschland stammen diese Mittelstände
in Stadt und Land aus weniger gewaltsamen Tagen, doch aber
auch bei uns, wie in Frankreich, aus den Tagen freiesten Wett-
bewerbes — und das Ergebnis war bei uns wie in Frankreich
dasselbe, es schuf, stärkte und stählte den deutschen Mittelstand
in Stadt und Land, statt ihn zu vernichten, wie Lehre und
Programm unserer Sozialdemokratie lügenhaft behaupten.
III.
Die alte sranzösische Staatsordnung, Krone, Regierung,
Adel und Geistlichkeit, wäre nimmermehr unter den ersten
Stürmen der Revolution so jäh und plötzlich zusammengebrochen,
wenn nicht die alten herrschenden Gewalten und Stände von
denselben verderblichen und zerstörenden Ideen und Grundsätzen
ergriffen und beherrscht worden wären, wie später die Häupter
und Führer der Revolution und die zuchtlosen und gewalt-
thätigen Massen, welche jenen Führern folgten. Diese ver-
hängnisvollen Ideen und Grundsätze aber sind — wie
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