Full text: Unsere Sozialdemokratie im Spiegel der ersten französischen Revolution.

38 Unsere Sozialdemokratie 
Buche „Die Frau“ und ebendahin zielen vorbereitend die Sätze 
des Erfurter Progamms: „Weltlichkeit der Schule. Obliga- 
torischer Besuch der öffentlichen Volksschulen. Unentgeltlichkeit 
des Unterrichts, der Lehrmitel und der Verpflegung in den 
öffentlichen Volksschulen.“ Damit ist den Eltern schon jede Be- 
fugnis genommen ihren Kindern eine nicht weltliche, eine häus- 
liche oder höhere Bildung, andere Lehrmittel und selbst eine 
andere Verpflegung zukommen zu lassen, als diejenigen der öffent- 
lichen Volksschule. Der Schritt bis zu den allgemeinen Findel- 
häusern, in welchen Herr Bebel die Kinder seines Zukunfts- 
staates aufziehen will, ist dann gar nicht mehr so bedeutend. 
Aber die neue Gesellschaft Rousseaus hat auch ihre Reli- 
gion, natürlich eine Laienreligion. Wenn ich eine andere be- 
kenne, so geschieht es nach dem Belieben des neuen Staates und 
mit den von ihm vorgeschriebenen Beschränkungen. Seiner Natur 
nach muß dieser Sozialstaat jeder anderen Verbindung als der 
seinigen feindlich sein. „Alles was die Einheit der Gesellschaft 
bricht, taugt nichts“", sagt Rousseau,) „es wäre besser für den 
Staat, gar keine Kirche zu haben.“ Nicht bloß ist jede 
Kirche verdächtig, sondern wenn ich Christ bin, so wird mein 
Glaube auch mit mißgünstigem Auge betrachtet. Denn nach 
Rousseau „ist nichts dem sozialen Geiste mehr entgegen- 
gesetzt als das Christentum.“ Eine Gesellschaft wahrer 
Christen wäre nicht mehr eine Gesellschaft bloßer Menschen. 
Denn das Vaterland des Christen ist nicht von dieser Welt. Er 
kann nicht für den (neuen) Staat begeistert sein, denn er ist in 
seinem Gewissen gezwungen, die (alten) Tyrannen zu ertragen. 
Sein Gesetz predigt nur Unterwürfigkeit und Abhängigkeit. Er 
ist gemacht, um Sklave zu sein, und aus einem Sklaven kann 
man nie einen freien Bürger machen.“ Fast mit denselben 
Worten reden unsere Sozialdemokraten vom Christen und vom 
Christentum, nach ihrer gottlosen Auffassung an hundert Stellen 
ihrer Schriften und ihrer Reichstagsreden (z. B. vgl. in meinem 
*) Sozialkontrakt II, 3; IV, 8.
	        
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