Full text: Unsere Sozialdemokratie im Spiegel der ersten französischen Revolution.

52 Unsere Sozialdemokratie 
Mensch ist, von rechtswegen Mitglied dieser despo- 
tischen Herrschermacht. Also wie auch immer mein Stand 
und meine Lage geartet sei, meine Unfähigkeit, Unwissenheit und. 
das Nichts der Rolle, in welcher ich immer geschmachtet habe, 
ich habe vollkommene Gewalt über Gut, Blut und Gewissen von 
26 Millionen Franzosen, und ich bin für mein Kopfteil 
Zar und Papst. — Ich bin es aber noch für vielmehr 
als für mein Kopfteil, wenn ich der Lehre (Doctrin) an- 
hänge. Denn diese Königswürde, welche mir (als einem An- 
hänger der Lehre) von ihr dargebracht wird, überträgt sie nur 
denen, die, wie ich, den Sozialkontrakt ganz vollständig unter- 
schreiben; alle anderen laufen Gefahr zu scheitern, dadurch allein 
schon, daß sie irgend eine Klausel verworfen haben; man wird 
eben zu den Wohlthaten eines Vertrages nicht zugelassen, wenn 
man dessen Bedingungen verwirft. — Vollends ist ein Vertrag 
wie der vorliegende, welcher durch das natürliche Recht eingesetzt 
ist, verbindlich; jeder, der ihn verwirft oder sich davon 
zurückzieht, ist schon dadurch allein ein Verbrecher, 
ein Feind des Volkes. Früher gab es Verbrechen der ver- 
letzten königlichen Majestät, jetzt gibt es Verbrechen der ver- 
letzten Majestät des Volkes, und man begeht sie, wenn 
man durch Handlung, Rede oder Gedanke dem Volke 
irgend einen Teil der mehr als königlichen Machtfülle, 
welche ihm gebührt, ableugnet oder bestreitet. So gipfelt 
denn das Dogma, welches die Souveränität des Volkes verkündet, 
schließlich in der Diktatur einiger Weniger und in der Achtung aller 
üÜbrigen. Man steht außerhalb des Gesetzes, wenn man 
außerhalb der Sekte steht. Wir, die 5—6000 Jako- 
biner von Paris sind die rechtmäßige Monarchie, der 
unfehlbare Oberpriester, und wehe den Widerspenstigen und 
Lauen, Regierung, Privatleuten, Geistlichkeit, Adel, Reichen, 
Kaufleuten, Gleichgültigen, welche durch die Beharrlichkeit ihres 
Widerstandes oder durch die Unsicherheit ihres Gehorsams wagen 
sollten, unser unbestreitbares Recht zu bestreiten! — 
Der Jakobiner bedarf einer sehr hohen Meinung
	        
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