Full text: Unsere Sozialdemokratie im Spiegel der ersten französischen Revolution.

54 Unsere Sozialdemokratie 
Ton der Sekte, und schließlich wird er zum Kauder- 
welsch im Munde ihrer niedrigsten Bedienten. Höflich- 
keit und Duldsamkeit, alles was an Rücksicht oder Ach- 
tung für andere streift, ist von ihren Worten und Hand- 
lungen ausgeschlossen: die anmaßende und tyrannische Hoffart 
hat sich eine Sprache nach ihrem Bilde geschaffen, und man 
sieht nicht bloß die Hauptschauspieler, sondern auch 
die lumpigsten Statisten auf ihrem erhöhten Platz 
großer Phrasen thronen. 
Auf diesem Punkte angelangt, kann der Dünkel die Lehre 
bis zur Neige trinken, so widerlich die Hefe sein mag, so tödtlich 
auch die Wirkung sein mag für diejenigen, welche dem Ekel 
trotzen, um das Gift zu verschlucken. Denn da der Jako- 
biner mit Tugend gleichbedeutend ist, so kann nur ein 
Verbrecher ihm Widerstand leisten. Vom Jakobiner selbst 
ausgelegt, teilt seine Lehre die Franzosen in zwei Gruppen: auf 
der einen Seite die Aristokraten, die Fanatiker, die Egoisten, die 
verderbten Menschen, kurz die schlechten Bürger: auf der anderen 
Seiten die Patrioten, die Philosophen, die Tugendhaften, d. h. 
die Leute der Sekte. Nichts kann nun klarer sein, als die 
Aufgabe der Regierung: es handelt sich nur darum, 
die Schlechten den Guten zu unterwerfen, oder, was 
noch kürzer ist, die Schlechten abzuschaffen; zu diesem 
Zwecke laßt uns reichlich anwenden die Gütereinziehung, 
die Einkerkerung, die Deportation, die Ersäufung und 
die Guillotine. Gegen Verräter ist ja alles erlaubt 
und verdienstlich; der Jakobiner hat seine Mordthaten 
heilig gesprochen, und nun tötet er aus Menschenliebek 
So vollendet sich dieser Charakter, gleich einem 
Theologen, der zum Inquisitor geworden wäre. Außerordent- 
liche Gegensätze sammeln sich, ihn zu bilden: er ist ein 
Narr, der Logik hat, und ein Ungeheuer, welches ein Gewissen 
zu haben glaubt. Unter der Besessenheit seines Dogmas 
und seines Hochmutes, hat er zwei Entartungen aus- 
gebildet, eine des Geistes und eine des Herzens: er
	        
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