Full text: Unsere Sozialdemokratie im Spiegel der ersten französischen Revolution.

im Spiegel der ersten französischen Revolution. 59 
der „neuen Zeit“ kurz vor dem Erfurter Parteitage, angekün- 
digt worden. Und wenn Herr v. Vollmar auch zur Zeit noch 
in der Partei geduldet wird, so hat doch er und jeder, welcher 
sich gegen die Diktatur Liebknecht auflehnt, das Consilium abeundi 
bereits in der Tasche. 
Auch was Taine von der Lehre und dem Programm 
des Jakobiners loben S. 50—52) sagt, gilt wortgetreu von der 
Lehre und dem Programm unserer Sozialdemokratie: „sie ver- 
führen die Menschen weniger durch ihre Trugschlüsse, als 
durch ihre Versprechungen“. Die Lehre von Marx und 
das Programm von Erfurt kann ein schlichter Arbeiter schon 
deshalb nicht verstehen, weil sie nicht in verständlichem Deutsch, 
sondern in dunklem Kauderwelsch geschrieben sind. Sehr ver- 
ständlich dagegen sind auch dem Ungebildetsten, Rohesten und 
Faulsten — ja diesem ganz besonders verständlich — die glän- 
zenden und maßlosen Versprechungen, Vorspiegelungen und 
Schmeicheleien der Lehre und des Programms unserer Sozial- 
demokratie. Denn danach hat der Arbeiter, wie einst der Jako- 
biner, nur Rechte, keine Pflichten, außer derjenigen einer Unter- 
werfung unter die Diktatur der Partei. Alles was andere be- 
sitzen an Eigentum, Recht und Macht, ist ihm zu Unrecht ge- 
raubt und muß daher Eigentum der Gesamtheit werden. Der 
Arbeiter ist allein tugendhaft, denn er kämpft allein für die 
Befreiung der Menschheit und er allein kann diese Befreiung 
ins Werk setzen. Seine dereinstige Herrschaft muß daher auch 
noch viel mehr umfassen, als vor hundert Jahren die Herrschaft 
der Jakobiner, nämlich nicht bloß „das volle und ganze Eigen- 
tum an Frankreich und den Franzosen“, oder an Deutschland 
und den Deutschen, sondern das volle und ganze Eigentum an 
der gesamten Erde und an allen Menschen. 
Die Folgerungen, welche sich aus dieser Lehre und diesem 
Programm für die Ansprüche auf die politische Allein- 
herrschaft ihrer Anhänger ergeben, sind naturgemäß aber- 
mals genau dieselben, welche Taine uns aus Lehre und Pro- 
gramm der Jakobiner entwickelte. Denn naturgemäß muß jeder
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.