8 Unsere Sozialdemokratie
die Tiefen der zahllosen Quellen hinabzusteigen, welche uns den
Zustand der französischen Gesellschaft beim Anbruch der ersten
Revolution enthüllen. Diese seit einem Jahrhundert bei einem
anderen Volke verflossenen Zustände, welche unsre Sozial—
demokratie uns Deutschen heute andichtet, bieten in dem
Spiegel der Vergangenheit das erste Bild, welches wir wahr—
heitsgetreu aufrollen wollen.
Wir werden dann weiter untersuchen, welche Lehren
und Grundsätze die erste französische Revolution beherrschten
und durch ihre Herrschaft mit Naturnotwendigkeit Staat und
Gesellschaft in den Abgrund des Schreckens und Verderbens
gestürzt haben. Und wir werden zu unserm Erstaunen gewahren,
daß das aufgeschlagene Buch der Weisheit dieser Schreckenstage
uns aus dem erblindeten und blutbefleckten französischen Spiegel-
glase fast genau dieselben Worte und Sätze widerstrahlt, welche
unfre deutsche Sozialdemokratie in ihrem Programm von Gotha-
(1875) bis Erfurt (1891) als das von ihr entdeckte funkelnagel-
neueste Universalheilmittel für alle Beschwerden der gesamten
heutigen und zukünftigen Menschheit ausgibt.
Endlich werden wir noch einmal in das Spiegelglas der
ersten französischen Revolution blicken, um uns die Basser-
mann'schen Gestalten genauer einzuprägen, welche damals
das herrschende Jakobinertum bildeten, die zielbewußten
Hyänen der Septembermorde, die Grazien des Revolutions-
tribunals und Königsmordes, die Leute, welche zu dieser welt-
geschichtlichen Bedeutung heranreiften durch Raub, Plünderung
und die Abschlachtung Tausender von Adlichen, Kindern, Priestern,
Frauen und Greisen — und wir werden abermals mit Er-
staunen gewahren, daß die Brutstätte dieser Geister und die Be-
schaffenheit dieser Geister selbst genau dieselbe ist, wie diejenige
der völlig „zielbewußten Genossen“ unfrer heutigen deutschen
Sozialdemokratie!
II.
Die Schilderung des Zustandes der französischen Gesell-
schaft vor dem Ausbruch der ersten Revolution 1789 muß be-