Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

92 König Friedrich August I. 1806—1813. 
grund und erstieg den jenseitigen Rand; der Boden war schwie- 
rig, die Anhöhe steil, das feindliche Feuer mörderisch; die 
24 Schwadronen Garde du Corps, die zuerst oben anlangten, 
sahen sich russischen Grenadieren gegenüber, die im Begriff 
waren sich zu ordnen. Ohne weiteres Besinnen stürzten sie 
sich mit Ungestüm auf den Feind, ritten dei seiner Vierecke 
eins nach dem andern nieder, eroberten eine Batterie und 
warfen auch die ihnen entgegenkommenden russischen Dragoner. 
In der Hitze der Verfolgung geriethen ungefähr 100 Mann 
bis hinter die russischen Reserven und mußten sich nachher den 
Rückweg zu den Ihrigen durch das Feuer beider Heere bahnen; 
der Oberst des Regiments v. Leyser fiel verwundet in Ge- 
fangenschaft. Unterdessen kamen die Zastrow-Kürassiere auch 
herauf, überritten die sich wieder sammelnden Grenadiere zum 
zweitenmale, warfen dann die russische Reservekavalerie und 
verfolgten sie. Noch einmal raffte sich auf, was von den 
Grenadieren übrig war, erlag aber den nachfolgenden polnischen 
Kürassieren. So schnell und so gut es gieng, sammelten sich 
die drei ganz auseinandergekommenen Regimenter um den 
neuen Kampf gegen die starken russischen Reitermassen aufzu- 
nehmen, die zur Unterstützung ihrer hart bedrängten Infanterie 
herantrabten; es kam zu einem erbitterten Handgemenge, in 
dem Thielmann selbst mehrmals in persönliche Gefahr gerieth. 
Endlich auch in der Flanke gefaßt, wurden die Sachsen durch 
die Überzahl fast wieder bis an den Rand des Grundes zurück- 
getrieben; hier aber kamen ihnen die Westfalen zu Hilfe. 
Nachdem es unter dem Schutz dieses Reitergefechtes den Fran- 
zosen gelungen war, sich des Dorfes Semenowskoe zu bemäch- 
tigen, wurde die sächsische Brigade, die sich allmählich wieder 
ordnete, etwas zurückgenommen, blieb aber auch hier dem 
feindlichen Feuer noch ausgesetzt; die Ruhe, mit der sie dasselbe 
ertrug, entzückte Murat so, daß er ihr aus der Ferne Kuß- 
händchen zuwarf. Zwei Stunden lang sich langsam rechts 
ziehend, kam sie mehr und mehr der großen, den Mittelpunkt 
der russischen Aufstellung bildenden Rajewskischanze gegenüber, 
die bisher allen Angriffen getrotzt hatte. Es war Nachmittag
	        
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