Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

Russischer Feldzug von 1812. 93 
zwei Uhr, als Thielmann vom Kaiser den Befehl erhielt, sie, 
unterstützt von der Infanterie des Vicekönigs von Italien, mit 
seiner Reiterei zu nehmen. Unverzüglich setzt sich diese in Be- 
wegung; während die Regimenter Zastrow und Malachowski 
sich auf fünf hinter der Schanze stehende Bataillone werfen, 
sprengen die Garde du Corps geradewegs auf das Tod und 
Verderben speiende Werk los, sie überklettern den Graben und 
die zerschossene Brustwehr, was von der Besatzung nicht flieht, 
wird in verzweifeltem Handgemenge bei den Stücken nieder- 
gehauen. Aber die Russen führen neue Truppenmassen heran, 
ihnen ihre Eroberung zu entreißen, es erneuert sich der wüthende 
Kampf, schon droht die immer kleiner werdende Heldenschar 
der Überzahl zu erliegen, als der Vicckönig vom linken Flügel 
herbeieilt, die Sachsen vereint mit ihm, so rasch die ermatteten 
Pferde sie tragen, einen neuen Angriff unternehmen, die In- 
fanterie die Russen zum Weichen bringt und die Schanze besetzt. 
Unter den Herbeigeeilten befand sich das Regiment Albert, das 
der russischen Reiterei ein hitziges Gefecht lieferte, wobei General 
Domanget schwer verwundet wurde. Der Fall der Rajewski- 
schanze entschied die Schlacht. 
Dies war der Antheil der Sachsen an der Schlacht an 
der Moskwa. Mit hoher Achtung wurde im ganzen Heere 
der Name der sächsischen Brigade genannt und selbst vom 
Feinde ihre Tapferkeit rühmend anerkannt 1). Aber von den 
850 Mann, welche die beiden sächsischen Regimenter am Morgen 
gezählt hatten, waren nur noch 420, also nicht mehr die Hälfte 
übrig, allein 287 waren todt oder vermißt; Prinz Albrecht 
hatte 14 Todte, 74 Verwundete, 32 Vermißte. Die Sachsen 
hatten zu Napoleons Verlust verhältnißmäßig den stärksten 
Beitrag geliefert. Traurig war die Lage der Verwundeten, 
ohne Obdach und Labung, ohne Arznei und Verband; beim 
1) Nur Thiers und andere französische Schriftsteller wissen nichts von 
der Erstürmung der Rajewskischanze durch die Sachsen; nach ihnen wäre 
dieselbe nur von dem zweiten, meist aus Franzosen bestehenden Reitercorps 
und namentlich den 5. Kürassierregiment ausgeführt worden.
	        
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