Ruffischer Felbzug von 1812. 101
Russen eingeholt und mehrmals angefallen. In der Nähe
von Kalisch glaubte er Athem schöpfen zu können, vertheilte
die Truppen, ohne auf Lecoos Warnung zu hören, in ausge-
dehnte Cantonnements und gab dadurch Winzingerode Gelegen-
heit, sich 13. Februar mit 10000 Mann Irfanterie und
6000 zu Pferde mitten zwischen die getrennten Abtheilungen
zu werfen; einzelne, wie Generalmajor v. Nostitz mit dem
nicht mehr ganz 450 Mann starken Regiment Prinz Anton,
wurden schnell umringt und, wenn auch erst nach tapferer
Gegenwehr, gefangen genommen; andere, wie namentlich die
Brigaden v. Steindel und v. Sahr schlugen sich glücklich zu
Reynier nach Kalisch durch; die Brigade Gablenz, die nach
Brzezeny verschlagen worden war, zog sich über die Prosna
nach Schildberg zurück um sich in Schlesien wieder mit dem
Hauptcorps zu vereinigen, erhielt aber von Reynier 15. Fe-
bruar den Befehl, das als neutral anerkannte schlesische
Gebiet nicht zu betreten sondern sich an Poniatowski, oder im
Nothfall an die Osterreicher bei Radomsk anzuschließen; das
Letztere geschah und Gablenz bezog vorläufig Cantonnierungen
in der Gegend von Krakau. Es war also zwar Winzingerode
nicht gelungen das zertrennte Corps ganz aufzureiben, den-
noch kostete diesem der Ueberfall über 1000 Munn nebst sechs
Kanonen und zwei Fahnen; der weitere Rückzug hinter die
Oder blieb unbehelligt, und da die Behauptung dieses Stromes
den Trümmern des französischen Heeres unmöglich war, so
beeilte es sich, die Straße von Breslau nach Dresden zu ge-
winnen.