Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

Rückkehr Napoleons und der sächsischen Truppen. 108 
des Jahres nach Dresden zurückkehrte, erfuhr man die Ver- 
nichtung der Armee in ihrem ganzen Umfange. Bald be- 
stätigte der Augenschein seinen Bericht in grauenerregender 
Weise, obgleich der Hauptrückzug nicht durch Sachsen sondern 
durch die Mark gieng. Seit dem 9. Januar langten die 
Jammerzestalten in Leipzig an, einzeln oder in kleinen Trupps, 
ohne Waffen und Montierungen, ohne einen Schein militä- 
rischen Ansehens, die meisten kaum fähig zu gehen, den Tod 
in den Gliedern, die Orte, die sie berührten, mit dem Nerven- 
fieber ansteckend. Und wie kamen sie an, die elenden Ueber- 
bleibsel des sächsischen Heeres, das vor noch nicht Jahres- 
frist so siegesfroh ausgezogen war! Von den Garde du 
Corps sahen 7 Offiziere und 4 Mann, von Zastrow 13 Offi- 
zere und 3 Mann das Vaterland wieder, 5 Offizlere und 
40 Gemeine kehrten später aus der Gefangenschaft zurück; von 
Prinz Albert 14 Offiziere und 12 Mann, von v. Rechten und 
v. Low 16 Offiziere. Wie wohlerhalten erschien im Vergleich 
zu ihnen das 7. Armeecorps, das einschließlich das ver- 
sprengte Gablenzsche Corps etwa noch 3500 Mann stark war. 
Der russische Feldzug überhaupt hatte also Sachsen an 20000. 
Menschen gekostet 1). Es galt folglich an Stelle des verlornen 
ein ganz neues Heer zu schaffen; es war das Erste und 
Dringendste, was der Kaiser verlangte. 
Daneben stürmte jetzt ein Meer von Sorgen und Be- 
drängnissen auf die sächsische Regierung ein. Das erste Opfer 
des allgemeinen Schiffbruchs mußte das Schooßkind der 
sächsischen Politik, das Herzogthum Warschau, werden. Eine 
Proclamation des Königs an seine polnischen Unterthanen vom 
31. Januar machte zwar den ohnmächtigen Versuch, den 
Nationalgeist und die Hoffnungen derselben aufrecht zu er- 
1) Ein Verzeichniß der 1812 gebllebenen sächstschen Osfiziere s. im 
Dresdn. Journ. 1862, Nr. 193 u. 205. — Auch mehrere Werke über 
Rußland und Polen, welche Napoleon aus der vresdner Bibliothek ent- 
nommen, giengen in Rußland verloren; er befahl, sie aus der koiserlichen 
Bibliothet zu Paris zu ersetzen, was freilich nicht geschehen ist. Corresp. 
de Nap. XXIV, 548.
	        
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