Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

104 Sachsen während des Befreiungskriegs von 1813. 
balten, brachte aber in Polen, wohin sie kaum mehr gelangte, 
keinen, in Sachsen, wo man ohnehin von Polen nichts wissen 
wollte und wo man sie unter den obwaltenden Umständen als 
eine Unklugheit verurtheilte, einen sehr ungünstigen Eindruck 
hervor; auf sie schob man es, daß der Kaiser Alexander die 
Ratification der Convention wegen der in Warschau zurückge- 
lassenen sächsischen Kranken verweigerte; schon tauchte die 
trübe Ahnung auf, daß durch ähnliche Schritte, im Falle Ruß- 
land die Uebermacht behalte, der König sich um sein Land 
bringen werde ). Die Gegenwart der aus Warschau ge- 
flüchteten Mitglieder des polnischen Ministerconseils wurde in 
Dresden vom Publikum sehr miffällig bemerkt; eines Morgens 
fand man an Senffte Thüre die Spottinschrift „Hôtel de 
Pologne“. Was sie berichteten, lautete sehr untröstlich; „die 
polnische Frage“, hatte Napoleon auf der Durchreise durch 
Warschau zu einigen von ihnen gesagt, „wird sehr schwierig, 
aber das Herzogthum Warschau wird bleiben, sei es dem 
Könige von Sachsen oder einem Andern.“ Auch dadurch noch 
nicht entnüchtert entwarf Senfft mit den Polen das Preject, 
England für die Aufrechterhaltung des Herzogthums zu inter- 
essieren 2), aber selost wenn des Königs Furchtsamkeit einen so 
eigenmächtigen Schritt nicht verhindert hätte, so wurden doch 
alle Anordnungen zur Vertheidigung desselben durch das Vor- 
dringen der Russen überflüssig, und bald drängten die Sorgen 
um Sachsen selbst alle anderen in den Hintergrund. 
Dem Gottesgericht in Rußland war Yorks Convention zu 
Tauroggen, die begeisterte Erhebung des preußischen Volkes, 
die Reise des Königs von Potsdam nach Breslau gefolgt. 
Sein Abgesandter Knesebeck fand den Kaiser Alexander bereit 
und entschlossen, Preußen zur Wiedererlangung des Verlorenen 
zu verhelfen, ja ihm erweiterte Grenzen zu verschaffen, nur 
von einer Herausgabe des durch die russischen Waffen in Besitz 
genommenen Herzogthums Warschau wollte er nichts wissen; 
1) Mittheilungen eines sächsischen Staatsmannes, S. 192. 
2) Senfft, p. 29.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.