Eindruck der Sprengung auf den Hof in Plauen. 119
zwischen beiden Stadttheilen abgebrochen bleiben sollte. Am
22fien nachmittags besetzte Oberst Prendel mit seinen Kosaken
die Neustadt, Durutte aber hatte Zeit gewonnen, seine Kranken
und Vorräthe in Sicherheit zu bringen und alles, was zum
Bau einer Brücke hätte dienen können, zu zerstören ).
Wie sich denken läßt, rief in Plauen, wo man schon über das
Abbrennen der meißner Brücke ungehalten war, die Kunde von
dem, was in Dresden geschehen war, die äußerste Indignation
bervor. In der That traf alles zusammen um den sachsischen
Hof in die bitterste Stimmung gegen die Franzosen zu ver-
setzen. Während Reynier auf der Durchreise eben noch Hoffnung
auf Erhaltung der Brücke gemacht hatte, spielte der Zufall
dem Grafen Senfft einen Brief des Vicekönigs an denselben
in die Hände, der den kategorischen Befehl enthielt, sie bei
Annäherung überlegener feindlicher Kräfte zu sprengen; der
Gesandte v. Serra ließ mit der seinem Gebieter obgelernten
Selbstüberhebung die wahrscheinlich als Trost gemeinte An-
deutung fallen, man denke daran, dem Könige statt seines
Landes, wo er wenig beliebt sei, „etwas Auderes zu geben,
was ihm besser conrenieren werde“, und Senfft mußte die
Erfahrung machen, daß die aus Warschau an ihn anlangenden
Briefe in Dresden von Davout aufgefangen und geöffnet wor-
den waren. Zuviel auf einmal, selbst für die sächsische Langmuth!
Senfft, Gersdorff, selbst Marcolini 2), drangen in den König,
zu thun, was seine Würde und die Stimmung seiner Unter-
thanen nothwendig erheische ). Der König schickte denn auch
1) Darstellung der Ereignisse in Dresden im Jahre 1813. Von
einem Augenzeugen (1816) (Ergänzungsband zu v. Odeleben, Napo-
leons Feldzug in Sachsen).
2) Noch am 15. März hatte dieser an Just geschricben: „Nos espé-
mnces sont tous fondeGes sur le grand homme, qui a toujours sauvé
TAllemagne."“ — Jetzt schrieb er demselben: „Ce qui le (den König)
chagrine principalement, c'est, qu’il voit tous ses anjets toujours plus
indisposés, pendant due les intérsts de S. Maj. IEmpereur lui tient
(#ic) à coeur autant due ses propres, si je ne dois pas dire encore
plun““ Dr. Arch.
3) Senfft, p. 208 sq.