Terennung Lecoq's von Durutte. 123
Aufrage, ob es mit seinem Willen geschehe, daß Lecog ihm den
Gehorsam verweigere. Es hatte jedoch nicht erst einer so
brüsken Sprache bedurft, um den König, in dessen Seele der
Zorn über Davout mit der Furcht vor Napoleon stritt und
der inmitten der auf ihn einstürmenden Drangsale mehr und
mehr die Haltung verlor, mit Schrecken über seine eigene
Kühnheit zu erfüllen 1). Er fürchtete zu weit gegangen zu
sein; um sich nicht der Beschuldigung augszusetzen, als ob
Lecoqs Abberufung die Pläne des Kaisers durchkreuzt habe,
gab er letzterem insgeheim die Weisung, sich Durutte's Befehlen
zu „conformieren“, jedoch so, daß er dabei nicht Gefahr laufe
ron Torgau abgeschnitten zu werden. Allein es war zu spät:
nachdem in der Nacht zum 26sten bei Merschwitz unterhalb
Meißen 600 Kosaken, denen unmittelbar 2000 ameere
folgten, über die Elbe gegangen waren, zog sich Lecoq am 27 sten
in die Festung hinein, übergab seine Truppen, 1786 Mann
und 309 Pferde, dem General Thielmann und gieng für seine
Person zum König nach Plauen; Major v. Fabrice, den er
mit 100 Reitern bei Durutte zurückgelassen hatte, treunte sich
eigenmächtig von viesem?).
cuter mes ordres: ce général au contraire contrarie touten mes dispo-
sitions sinsi quc celles préscrites par le Vice-Roi et prend des mesures
aussi contrairen aux vrais intérets de Tarmee qu'à ceux de Votre
Couronne.“
1) v. Gersdorff an Thielmann 23. März: „Von der Unruhe unseres
guten Königs machen Sie sich keinen Begriff .. .. und dabei diese
Taubenunschuld! Immer das Beste nur glauben, niemand etwas
Schlimmes zutrauen, alle Welt für so redlich halten, als er selbst ist!
Wahrlich, diese paradiesische Ansicht der Welt, ihrer Bewohner und Moral,
machr uns das Leben nicht selten sauer.“ — v. Langenau an denselben:
„Furcht ist ein abscheuliches Laster, und das ist hier das einzig geltende
Princip, durch welches die Klugheit noch wirken kann. Der gerechte Zorn
über Davout's Betragen hat unsere ersten Schritte geleitet, und die mög-
lichen Folgen peinigen jetzt gewaltig.. — Unter Allen am schwierigsten
ist der König zu behandeln, sein Märtvrerglaube cutsernt ihn von allen
Maßregeln, die Kraft und eigenen Willen erheischen.“
2) Er wurde dafür vom König abgesetzt.