12 Sachsen während des Befreiungskriegs von 1813.
Es war die zwar verschleierte aber thatsächliche Lossagung
vom französischen Bündnisse. Hätte darüber noch ein Zweifel
bestanden, so mußte er schwinden, als die Festung Torgau, auf
die Napoleon für die Vertheidigung der Elblinie so großen
Werth legte, den bisherigen Bundesgenossen fest verschlossen
blieb. Die Ernennung Thielmanns zum Commandanten der-
selben war zwar mit dem Vorbehalt erfolgt, daß es Reynier
freistehen solle, statt seiner einen Anderen zu designieren; aber
Thielmann wußte, wie dies zu verstehen sei 1), auch wurde ihm
sehr bald das Commando definitiv übertragen. Der enthusia-
stische Bewunderer Napoleons von ehedem war aber als ein
heftiger Gegner der Franzosen aus Rußland zurückgekehrt.
Mit der ihm eigenen Energie bot er zunächst alles auf um
die ihm anvertraute, noch keineswegs vollendete Festung so rasch
wie möglich in vertheidigungsfähigen Stand zu setzen. Am
4. März war sie so weit, um selbst einer Belagerung allenfalls
auf einige Wochen Widerstand leisten zu können, am 8ten wurde
sie geschlossen. Die Garnison bestand anfangs aus wenig über
5000 Mann, meistens Rekruten, zu deren Ausbildung ihm
Reynier 12 Offiziere und 70 Mann von Lecoqs Corps über-
ließ. Zugleich aber meldete sich im Inneren ein schrecklicher
Feind, der Typhus; am 24. März zählte man schon 1200
Kranke und außerdem begannen nun von französischer Seite
fast täglich sich wiederholende Anforderungen und Zumuthungen,
die allerdings zum Theil dem wirklichen Bedürfnisse, zum andern
Theil aber unverkennbar der Absicht entsprangen, die Festung
in französische Gewalt zu bringen. Nur mit der größten Mühe
konnte sich Thielmann derselben erwehren. Das Ansinnen,
1) Senfft an Thielmann 8. März: „Im Felde hat der König sein
Contingent unter das französische Commando gestellt, allein Über unsere
Festung und ihre Garnison keine fremde Auctorität anzuerkennen ist
schlechterdings Ehrensache.“ Darstellung der Commandoführung des
Gen.-Leutn, v. Thielmann vom 22. Februar bis 10. Mai 1813 auf
Grund der von ihm hinterlassenen Correspondenz. (Dr. Arch.) Bruchstlicke
daraus finden sich gedruckt in Bülau, Geh. Geschichten XII, 335 ffd. —
Vgl. v. Holtz endorff, S. 89ff.