Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

12 Sachsen während des Befreiungskriegs von 1813. 
Es war die zwar verschleierte aber thatsächliche Lossagung 
vom französischen Bündnisse. Hätte darüber noch ein Zweifel 
bestanden, so mußte er schwinden, als die Festung Torgau, auf 
die Napoleon für die Vertheidigung der Elblinie so großen 
Werth legte, den bisherigen Bundesgenossen fest verschlossen 
blieb. Die Ernennung Thielmanns zum Commandanten der- 
selben war zwar mit dem Vorbehalt erfolgt, daß es Reynier 
freistehen solle, statt seiner einen Anderen zu designieren; aber 
Thielmann wußte, wie dies zu verstehen sei 1), auch wurde ihm 
sehr bald das Commando definitiv übertragen. Der enthusia- 
stische Bewunderer Napoleons von ehedem war aber als ein 
heftiger Gegner der Franzosen aus Rußland zurückgekehrt. 
Mit der ihm eigenen Energie bot er zunächst alles auf um 
die ihm anvertraute, noch keineswegs vollendete Festung so rasch 
wie möglich in vertheidigungsfähigen Stand zu setzen. Am 
4. März war sie so weit, um selbst einer Belagerung allenfalls 
auf einige Wochen Widerstand leisten zu können, am 8ten wurde 
sie geschlossen. Die Garnison bestand anfangs aus wenig über 
5000 Mann, meistens Rekruten, zu deren Ausbildung ihm 
Reynier 12 Offiziere und 70 Mann von Lecoqs Corps über- 
ließ. Zugleich aber meldete sich im Inneren ein schrecklicher 
Feind, der Typhus; am 24. März zählte man schon 1200 
Kranke und außerdem begannen nun von französischer Seite 
fast täglich sich wiederholende Anforderungen und Zumuthungen, 
die allerdings zum Theil dem wirklichen Bedürfnisse, zum andern 
Theil aber unverkennbar der Absicht entsprangen, die Festung 
in französische Gewalt zu bringen. Nur mit der größten Mühe 
konnte sich Thielmann derselben erwehren. Das Ansinnen, 
1) Senfft an Thielmann 8. März: „Im Felde hat der König sein 
Contingent unter das französische Commando gestellt, allein Über unsere 
Festung und ihre Garnison keine fremde Auctorität anzuerkennen ist 
schlechterdings Ehrensache.“ Darstellung der Commandoführung des 
Gen.-Leutn, v. Thielmann vom 22. Februar bis 10. Mai 1813 auf 
Grund der von ihm hinterlassenen Correspondenz. (Dr. Arch.) Bruchstlicke 
daraus finden sich gedruckt in Bülau, Geh. Geschichten XII, 335 ffd. — 
Vgl. v. Holtz endorff, S. 89ff.
	        
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