Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

126 Sachsen während des Befreiungskriegs von 1813. 
vor der Festung an, um auf Davout's Befehl daselbst als 
Garnison zu bleiben, mußten aber auf Thielmanns bestimmt 
abschlägliche Antwort wieder abziehen, und als denselben Tag 
Davout selbst aus Dresden anlangte, gestattete er ihm nur 
für seine Person den Eintritt, und der Marschall, der ihm erst 
durch Härte zu imponieren versucht hatte, fand es voch gerathen, 
die Weigerung ebenso mit Stillschweigen zu übergehen wie einen 
in seiner Gegenwart sich zwischen einem französischen Offizier 
seiner Escorte und etlichen sächsischen Offizieren entspinnenden 
Streit. Als nach seiner Abreise Thlelmann das Offiziercorp# 
versammelte um ihm größere Mäßigung einzuschärfen, sprach 
er sich zum erstenmale laut gegen Frankreich aus, worauf ihm 
die Versammlung jubelnd ein Hoch brachte. 
Allein so weit waren die Dinge noch lange nicht gediehen. 
„Der Kaiser kündigt große Mittel an“, schrieb ihm Langenau 
aus Plauen, „und ich glaube selbst, daß er bedeutende Truppen- 
massen bringen wird. Das fortgesetzte Zögern von der andern 
Seite fällt mir auf, beides gewährt Stoff zum Nachdenken 
und mahnt doppelt zu kalter Ruhe und Vorsicht. Mai, Juni 
und Juli — so scheint es — müssen der Welt Los entscheiden, 
und bis dahin ist Hinhalten des Feindes wie des Freundes 
unfere einzige Maxime. Sie können hierzu unendlich viel bei- 
tragen.“ Zum offenen Abfall von Napoleon hielt man also 
in Plauen die Zeit noch nicht für gekommen, noch viel weniger 
aber zum Anschluß an die Verbündeten. Zu allem, was den 
König und seine Rathgeber von diesen schied, gesellte sich jetzt 
auch noch der durch gelegentliche Andeutungen berliuer Blätter 
genährte und bei der wachsenden Ungeduld des Volkes doppelt 
beängstigende Argwohn vor ehrgeizigen Absichten des weimarer 
Hofes 1). Unter diesen Verhältnissen wurden die Leiter der 
sächsischen Politik, Senfft und Langenau, dessen Führung sich 
1) Langenau an Thielmann 16. März: „Es wird immer wahr- 
scheinlicher, daß der Herzog von Weimar gegen uns noch mehr als vielleicht 
gegen Frankreich cabaliert. Sie haben Connexionen in Weimar, und ist 
es noch Zeit, so sparen Sie nichts, um Aufklärung von dorther zu er- 
halten.“
	        
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