128 Sachsen während des Befreiungskriegs von 1813.
bemächtige, und für Osterreich selbst das verlorene Stück von
Galizien wieder zu erlangen- Als Entschädigung bot Metternich
dem Könige Erfurt. Hauptsächlich um in diesem Sinne mit
mehr Nachdruck auf ihn einwirken zu können, hatte Kaiser Franz
den König eingeladen seinen Aufenthalt in Prag zu nehmen ½).
Allein weder dieser noch Senfft wollten von einem Verzicht
auf Warschau hören und hatten darum auch keine Lust, der
Einladung nach Prag zu folgen. Also selbst die von Osterreich
dargebotene Hand, die so oft als das einzige Rettungsmittel
gepriesen worden war, konnte man sich nicht entschließen rasch
und bestimmt zu ergreifen. Da man aber doch auch Napoleons
wiederholten Einladungen nach Mainz oder Straßburg auszu-
weichen guten Grund hatte, so blieb man bei dem ursprünglichen
Plan stehen, sich nach Baiern zu wenden, wo man einer zuvor-
kommenden Aufnahme gewiß war. Von dort aus ließ sich am
ersten dem Gange der Dinge noch eine Weile ruhig zusehen.
Jeden offenen Bruch mit Frankreich scheute man, so lange nicht
die Verbündeten gesiegt hätten. „Schlagen sie Napoleon“,
meinte Langenau, „so muß er bis an den Rhein zurück und
dann — aber auch keinen Augenblick früher — müssen wir
handeln und fremde Hilfe suchen.“?7), Das also war die
Weisheit des sächsischen Cabinets! Es lag auf der Hand, daß
diese Politik der Feigheit nur durchgeführt werden konnte, so
lange die Verbündeten Glück hatten und sie duldeten; beim
ersten Erfolge Napoleons mußte sie in sich selbst zusammen-
brechen. Auf die erste Nachricht vom Übergange der Kosaken
über die Elbe und dem Einrücken der Preußen in die Lausitz
kehrte König Friedrich August seinem Lande den Rücken und
begab sich nach Regensburg (30. März), wo auch die Prinzen
von Baireuth aus mit ihm zusammentrafen 5).
Kaum war er dort angelangt, als Pfeffel im Namen seines
Cabinets mit dem Vorschlage zu einer zwischen beiden Höfen
1) Thiers XV, 400.
2) Mittheilungen 2c., S. 224.
3) Anhang, Nr. 12.