Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

130 Sachsen während des Befreiungskriegs von 1813. 
gemeinschaftliches Verfahren derselben von Wichtigkeit, aber ein 
formeller Tractat schon wegen der Schwierigkeit das Geheimniß 
zu bewahren nicht rathsam :). 
Der Hauptunterschied in der Lage beider Staaten bestand 
aber darin, daß Baiern, wenn es einmal eine deutsche Pflicht 
weder fühlte noch anerkannte, Zeitgewinn suchen mußte, für 
Sachsen die bisher immer hinausgeschobene Entscheidung immer 
dringender wurde. Denn schon war sächsisches Blut geflossen. 
Die Division Morand, deren Hauptbestandtheil das vom König 
vergebens reclamierte Regiment Prinz Max nebst der Batterie 
Essenius bildete, hatte sich aus Schwedisch-Pommern über die 
Elbe und nach mehrfachen Kreuz= und Querzügen an der Nord- 
seeküste beim weiteren Vordringen der Russen am 22. März 
auch über die Weser zurückgezogen; am 27 ten rückte jedoch 
Morand, obgleich von Kosaken umschwärmt und beunruhigt, 
von Bremen wieder über Rothenburg bis Tostedt und auf die 
Nachricht, daß Vandamme in Bremen angelangt sei, bis Lüne- 
burg vor, das er nach einem Versuche zum Widerstand von 
seiten der Bürgerschaft am 1. April besetzte. Aber schon am 
folgenden Tage wird die Stadt von den Russen unter 
Dörnberg wieder erstürm, und Morand nach hartnäckigem 
Straßengefecht aus derselben herausgeworfen. Von allen Seiten 
umzingelt faßt er den verzweifelten Entschluß durch Wiederer- 
stürmung der Stadt sich den Ausweg zu bahnen. In Person 
führt er die ihm zur Hand befindlichen Sachsen, etwa 250 
Mann, durch den dichtesten Kugelregen zum Sturm gegen das 
Neue Thor, aber die zur Unterstützung herbeigerufenen Fran- 
Jzosen versagen und Morand sinkt zum Tode getroffen. Der 
sächsische Oberst v. Ehrenstein, der obgleich selbst verwundet 
statt seiner das Commando übernimmt, sucht zu capitulieren, 
allein von den immer stärker andringenden Feinden werden die 
Truppen mit den Waffen in der Hand gefangen genommen. 
Das Los der gefangenen Sachsen war häöchst traurig. Nach 
Erduldung vielfacher Leiden zwang man sie zum Eintritt in 
1) Seuffts Memoire vom 2. April. (Dr. Arch.) — Senkfft, p. 213.
	        
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