130 Sachsen während des Befreiungskriegs von 1813.
gemeinschaftliches Verfahren derselben von Wichtigkeit, aber ein
formeller Tractat schon wegen der Schwierigkeit das Geheimniß
zu bewahren nicht rathsam :).
Der Hauptunterschied in der Lage beider Staaten bestand
aber darin, daß Baiern, wenn es einmal eine deutsche Pflicht
weder fühlte noch anerkannte, Zeitgewinn suchen mußte, für
Sachsen die bisher immer hinausgeschobene Entscheidung immer
dringender wurde. Denn schon war sächsisches Blut geflossen.
Die Division Morand, deren Hauptbestandtheil das vom König
vergebens reclamierte Regiment Prinz Max nebst der Batterie
Essenius bildete, hatte sich aus Schwedisch-Pommern über die
Elbe und nach mehrfachen Kreuz= und Querzügen an der Nord-
seeküste beim weiteren Vordringen der Russen am 22. März
auch über die Weser zurückgezogen; am 27 ten rückte jedoch
Morand, obgleich von Kosaken umschwärmt und beunruhigt,
von Bremen wieder über Rothenburg bis Tostedt und auf die
Nachricht, daß Vandamme in Bremen angelangt sei, bis Lüne-
burg vor, das er nach einem Versuche zum Widerstand von
seiten der Bürgerschaft am 1. April besetzte. Aber schon am
folgenden Tage wird die Stadt von den Russen unter
Dörnberg wieder erstürm, und Morand nach hartnäckigem
Straßengefecht aus derselben herausgeworfen. Von allen Seiten
umzingelt faßt er den verzweifelten Entschluß durch Wiederer-
stürmung der Stadt sich den Ausweg zu bahnen. In Person
führt er die ihm zur Hand befindlichen Sachsen, etwa 250
Mann, durch den dichtesten Kugelregen zum Sturm gegen das
Neue Thor, aber die zur Unterstützung herbeigerufenen Fran-
Jzosen versagen und Morand sinkt zum Tode getroffen. Der
sächsische Oberst v. Ehrenstein, der obgleich selbst verwundet
statt seiner das Commando übernimmt, sucht zu capitulieren,
allein von den immer stärker andringenden Feinden werden die
Truppen mit den Waffen in der Hand gefangen genommen.
Das Los der gefangenen Sachsen war häöchst traurig. Nach
Erduldung vielfacher Leiden zwang man sie zum Eintritt in
1) Seuffts Memoire vom 2. April. (Dr. Arch.) — Senkfft, p. 213.