Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

134 Sachsen während des Befreiungskriegs von 1813. 
zu handeln. Von den Mitgliedern der Immediatcommission 
war der Conferenzminister v. Globig bloßer Figurant, v. Man- 
teuffel ein flacher und ehrgeiziger Bureaukrat, immer bereit 
es mit dem Stärksten zu halten und ein eifriger Anhänger 
Napoleons, v. Zezschwitz ein Mann von höchster Unbescholten- 
heit des Charakters, von edlem aber etwas weichem Sinn und 
darum von Senfft und Langenau mehr als gut beeinflußt, 
v. Friesen der Einzige, der wenigstens einigen Unabhängigkeits- 
sinn und die Einsicht besaß, daß man mit diesem bloßen Zu- 
warten und Nichtsthun ins Verderben renne 1). Alles dies 
aber, so schlimm es war, hätte sich überwinden lassen, wenn 
nicht, wie bereits angedeutet wurde, den Männern, die Sachsens 
Schicksäl in Händen hatten, die Befreier gefährlicher erschienen 
wären als der bisherige Zwingherr. „Die Fesseln zu zerbrechen 
ist mein Wunsch, aber nicht sie zu vertauschen“, erklärte Lan- 
genau. Daß der unter Kutusows Namen aus Kalisch erlassene 
Aufruf, der die deutschen Fürsten und Völker zur Mitwirkung 
an der Befreiung Deutschlands von der Herrschaft und dem 
Einflusse Frankreichs einlud, jeden deutschen Fürsten, welcher 
1) v. Fricsen an Manteuffel 10. April: „Darüber bin ich mit Ihnen 
ganz einverstanden, daß das Land nicht weniger ganz ausgesogen und 
erschspft werden wlrde, wenn wir nicht mehr die folgsamen und furcht- 
samen Kinder Napoleons blieben, welche wir zeither waren. Also bin ich 
sehr weit entfernt mir von dem entgegengesetzten Svsteme vor der Hand 
goldene Tage versprechen zu wollen. Aber das liegt mir am Herzen und 
darin wünschte ich, daß Sie mit mir einverstanden sein möchten, daß es 
höchste Zeit ist, daß unser König die Achtung, die politische Existenz wie- 
dererwerbe, die seit der Zeit, die ich Ihnen nicht zu bezeichnen brauche, 
verloren gegangen ist und um die es unwiederbringlich geschehen ist, wenn 
wir sfortfahren wie zeither einem System sclavisch anzuhangen, das nach 
meiner ehrlichen Überzeugung in seinen Grundlagen verderblich und em- 
pörend ist, hiernächst aber auch seinem Untergange, selbst wenn die fran- 
3ösischen Waffen wieder siegen sollten, dennoch unanfhaltsam zucilt. Es 
ist also höchste Zeit, daß unser König, vorerst der Meinung Österreichs, 
Baierns, Würtembergs gewiß, auftrete und die Sprache flhre, die ihm 
als einem gerechten Fürsten, als dem Nestor Deutschlands geziemt. Und 
das muß von Männern, denen er und das Land Vertrauen beweist, ohne 
Schen gesagt werden.“ Dr. Arch.
	        
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