134 Sachsen während des Befreiungskriegs von 1813.
zu handeln. Von den Mitgliedern der Immediatcommission
war der Conferenzminister v. Globig bloßer Figurant, v. Man-
teuffel ein flacher und ehrgeiziger Bureaukrat, immer bereit
es mit dem Stärksten zu halten und ein eifriger Anhänger
Napoleons, v. Zezschwitz ein Mann von höchster Unbescholten-
heit des Charakters, von edlem aber etwas weichem Sinn und
darum von Senfft und Langenau mehr als gut beeinflußt,
v. Friesen der Einzige, der wenigstens einigen Unabhängigkeits-
sinn und die Einsicht besaß, daß man mit diesem bloßen Zu-
warten und Nichtsthun ins Verderben renne 1). Alles dies
aber, so schlimm es war, hätte sich überwinden lassen, wenn
nicht, wie bereits angedeutet wurde, den Männern, die Sachsens
Schicksäl in Händen hatten, die Befreier gefährlicher erschienen
wären als der bisherige Zwingherr. „Die Fesseln zu zerbrechen
ist mein Wunsch, aber nicht sie zu vertauschen“, erklärte Lan-
genau. Daß der unter Kutusows Namen aus Kalisch erlassene
Aufruf, der die deutschen Fürsten und Völker zur Mitwirkung
an der Befreiung Deutschlands von der Herrschaft und dem
Einflusse Frankreichs einlud, jeden deutschen Fürsten, welcher
1) v. Fricsen an Manteuffel 10. April: „Darüber bin ich mit Ihnen
ganz einverstanden, daß das Land nicht weniger ganz ausgesogen und
erschspft werden wlrde, wenn wir nicht mehr die folgsamen und furcht-
samen Kinder Napoleons blieben, welche wir zeither waren. Also bin ich
sehr weit entfernt mir von dem entgegengesetzten Svsteme vor der Hand
goldene Tage versprechen zu wollen. Aber das liegt mir am Herzen und
darin wünschte ich, daß Sie mit mir einverstanden sein möchten, daß es
höchste Zeit ist, daß unser König die Achtung, die politische Existenz wie-
dererwerbe, die seit der Zeit, die ich Ihnen nicht zu bezeichnen brauche,
verloren gegangen ist und um die es unwiederbringlich geschehen ist, wenn
wir sfortfahren wie zeither einem System sclavisch anzuhangen, das nach
meiner ehrlichen Überzeugung in seinen Grundlagen verderblich und em-
pörend ist, hiernächst aber auch seinem Untergange, selbst wenn die fran-
3ösischen Waffen wieder siegen sollten, dennoch unanfhaltsam zucilt. Es
ist also höchste Zeit, daß unser König, vorerst der Meinung Österreichs,
Baierns, Würtembergs gewiß, auftrete und die Sprache flhre, die ihm
als einem gerechten Fürsten, als dem Nestor Deutschlands geziemt. Und
das muß von Männern, denen er und das Land Vertrauen beweist, ohne
Schen gesagt werden.“ Dr. Arch.