r Eindruck auf die sächsischen Regierungskreise. 135
in einem bestimmten Zeitraum dieser Aufforderung nicht ent-
sprechen würde, mit dem Verluste seiner Staaten bedrohte,
erfüllte die sächsischen Staatsmänner mit der höchsten Ent-
rüstung. „Diese Proclamation“, schrieb Senfft an Thielmann,
„ist aus der Feder eines Generals, der nicht einem Wohl-
fahrtsausschuß sondern einem Kaiser dient, ein Attentat gegen
die Grunrpfeiler, auf welchen der Thron seines eigenen Sou-
verains ruht, und, wenn dieser selbst eine solche Sprache
genehmigt, ein Vergessen der eigenen Würde, das für die Sache
selbst nichts Gutes ahnen läßt.. Wir sind natürliche Ver-
bündete der Sache Deutschlands und der Freiheit; wer uns
aber die Schande zumuthet uns ohne Sicherheit für den Staat
zu gewähren und auch ohne nur zu dem Regenten gesprochen
zu haben als schwindelnde Empörer den Fremden in die Arme
zu werfen, ja der ist unser Feind! — Eine neue Sclaverei,
die elendeste, wäre es, wenn wir uns jetzt von der Furcht vor
dem Eindrucke, den jener Schritt auf das Volk machen könnte,
binreißen ließen. Das wäre recht eigentlich die Krone oder
wenigstens das Scepter ablegen.“ 1) In Blüchers Aufruf sah
man nur eine revolutionäre Aufreizung des Pöbels und die
Absicht der Wiedererlangung der von Preußen verlorenen
Provinzen, in der Besitznahme des formell abgetretenen cott-
busser Kreises einen gewaltsamen Eingriff in das vertragsmäßige
Recht, eine schroffe Verletzung der sächsischen Ehre und eine
für die deutsche Sache nur nachtheilige Abschreckung der übrigen
Rheinbundsstaaten. Man beanspruchte, daß die Verbündeten
sich mir der bereits geschehenen Trennung Sachsens von Frank-
reich, mit der gewissermaßen neutralen Stellung, die der König
eingenommen hatte, genügen ließen, daß sie namentlich von
jedem Versuche abstünden, das Volk von seinem König zu
trennen. „„Je gemäßigter die Sprache“, schrieb der wohl-
meinende Zezschwitz an Winzingerode, „je schonender die Rück-
sicht auf die alles überwiegende Liebe der Sachsen zu ihrem
angestammten König, desto gewisser wird man der Stimmung
1) Darstellung der Commandoführung 2c. Dr. Arch.