Wittenberg und Torgau. 141
und bündig: die Festung sei ihm lediglich von seinem König
anvertraut, er sei Militär und könne nur von diesem Befehle
annehmen 1); trotzdem entwickelte sich zwischen ihm und den
Verbündeten ein lebhafter Verkehr, ja es geschah wohl nicht
ohne geheime Begünstigung von seiten Thielmanns, daß einem
auf Fouragierung nach Prettin geschickten sächsischen Commando
von den Kosaken mehrere Kähne abgenommen wurden. Senfft
überließ sich der Hoffnung, daß die Verbündeten es gegen
Torgau nicht einstlich nehmen, nicht Deutsche durch Deutsche
unnütz morden lassen, Sachsen also in dem einmal einge-
schlagenen Gange seiner Politik nicht stören würden. „Ich
schreibe Ihnen“, schrieb er 28. März an Thielmann, „in dem
Augenblicke, wo der König das Land verläßt und Sie allein
es halten. Sie werden es halten mit Klugheit und Würde,
durch Parlamentieren Zeit gewinnen, jeden unwürdigen Antrag
zurückweisen, jeden ehrenhaften so aufnehmen, daß man Ver-
trauen zu uns fasse, indem Sie ihn uns überliefern mit der
Ueberzeugung, daß wir Deutsche sind, die das fremde Joch
bassen, aber die etwas Zeit, die Formen des Anstands für uns
und zu unserer Sicherstellung Garantien und — für das
Herzogthum Warschau — ehrenhafte Bedingungen haben müssen.
So finden Sie also, theuerster Freund, Ihre ganze Instruction
in Ihrem Herzen voll edler Gefühle.“ Ein königliches Hand-
schreiben vom 8. April erkannte besonders beifällig die Festig-
keit an, mit welcher Thielmann alle mit den Verhältnissen
Sachsens unter den dermaligen Umständen unvereinbaren Anträge
abgelehnt habe.
Aber Thielmanns Aufgabe wurde mit jedem Tage schwie-
riger. Zu den Anträgen der Verbündeten, welche Eile hatten
wegen Torgaus ins Reine zu kommen, gesellte sich das
Drängen mehrerer angesehener und ihrem Könige in aufrichtiger
Treue ergebener Männer, welche in der Fortsetzung der bis-
berigen Politik nicht bloß eine Versündigung an der deutschen
Sache sondern auch das unausbleibliche Verderben Sachsens
1) v. Holtzendorff, S. 90 fl.