Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

Wittenberg und Torgau. 141 
und bündig: die Festung sei ihm lediglich von seinem König 
anvertraut, er sei Militär und könne nur von diesem Befehle 
annehmen 1); trotzdem entwickelte sich zwischen ihm und den 
Verbündeten ein lebhafter Verkehr, ja es geschah wohl nicht 
ohne geheime Begünstigung von seiten Thielmanns, daß einem 
auf Fouragierung nach Prettin geschickten sächsischen Commando 
von den Kosaken mehrere Kähne abgenommen wurden. Senfft 
überließ sich der Hoffnung, daß die Verbündeten es gegen 
Torgau nicht einstlich nehmen, nicht Deutsche durch Deutsche 
unnütz morden lassen, Sachsen also in dem einmal einge- 
schlagenen Gange seiner Politik nicht stören würden. „Ich 
schreibe Ihnen“, schrieb er 28. März an Thielmann, „in dem 
Augenblicke, wo der König das Land verläßt und Sie allein 
es halten. Sie werden es halten mit Klugheit und Würde, 
durch Parlamentieren Zeit gewinnen, jeden unwürdigen Antrag 
zurückweisen, jeden ehrenhaften so aufnehmen, daß man Ver- 
trauen zu uns fasse, indem Sie ihn uns überliefern mit der 
Ueberzeugung, daß wir Deutsche sind, die das fremde Joch 
bassen, aber die etwas Zeit, die Formen des Anstands für uns 
und zu unserer Sicherstellung Garantien und — für das 
Herzogthum Warschau — ehrenhafte Bedingungen haben müssen. 
So finden Sie also, theuerster Freund, Ihre ganze Instruction 
in Ihrem Herzen voll edler Gefühle.“ Ein königliches Hand- 
schreiben vom 8. April erkannte besonders beifällig die Festig- 
keit an, mit welcher Thielmann alle mit den Verhältnissen 
Sachsens unter den dermaligen Umständen unvereinbaren Anträge 
abgelehnt habe. 
Aber Thielmanns Aufgabe wurde mit jedem Tage schwie- 
riger. Zu den Anträgen der Verbündeten, welche Eile hatten 
wegen Torgaus ins Reine zu kommen, gesellte sich das 
Drängen mehrerer angesehener und ihrem Könige in aufrichtiger 
Treue ergebener Männer, welche in der Fortsetzung der bis- 
berigen Politik nicht bloß eine Versündigung an der deutschen 
Sache sondern auch das unausbleibliche Verderben Sachsens 
1) v. Holtzendorff, S. 90 fl.
	        
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