146 Sachsen während des Befreiungskriegs von 1813.
Frankreich neigenden Mitgliedern derselben nicht geringen Anstoß :),
so daß sie sogar erwog, ob man nicht während seines dresdner
Ausflugs einen andern Gouverneur für Torgau bestellen und
ihn nicht wieder in die Festung lassen solle. Aber auch auf
die Garnison konnte dieses Treiben nicht ohne Eindruck bleiben.
Der jüngere Theil des Offiziercorps begrüßte die Aussicht eines
nahen Anschlusses an die Verbündeten mit freudiger Ungeduld,
ein Theil der älteren dagegen fühlte sich durch die Furcht vor
einem eigenmächtigen Eingreifen in die Politik des Königs in
seinem Gewissen und Pflichtgefühle bedrängt. Das Gerücht,
Thielmann werde bei den zu seinem Geburtstage, dem 27. April,
zu veranstaltenden Festlichkeiten die Gelegenheit ergreifen, um
sich entscheidend auszusprechen, bewog daher den Generalmajor
v. Sahr, einen Mann von strengster Biederkeit und oft be-
wiesener Tapferkeit, aber zugleich aller politischen Einsicht bar
und durch den einzigen ihn ganz erfüllenden Gedanken des ihm
als Soldat und Unterthan obliegenden Gehorsams vor jeder
Empfindung von Zwiespalt der Pflichten geschützt, der Abstattung
seines Glückwunsches die Bitte hinzuzufügen, er möge dies nicht
thun, ja er erklärte ihm geradezu, er werde sich jedem derartigen
Versuche aufs kräftigste widersetzen. „Und ich werde Mittel
fünden“, erwiderte Thielmann, „Sie unschädlich zu machen und
sollte ich Sie in Ketten und Bande legen lassen.“ Hatte Thiel-
mann einmal seinen Entschluß gefaßt, so war es ein großer
Fehler, daß er diese Drohung unausgeführt ließ. Bei dem
ihm von den Offizieren veranstalteten Festmahl erschien er ohne
französische und westfälische Orden; nachdem er aus dem an
diesem Tage zum Geschenk erhaltenen Becher kurz das Wohl
des Königs getrunken, ergriff er gegen das Ende der Mahlzeit
nochmals das Wort und erklärte in längerer Rede seine völlige
1) Thielmann an Senfft 3. Mai: „Herr v. Manteuffel hatte im
Pleno der Immediatcommission die Impudenz zu behaupten, es sei wahr-
scheinlich weit besser, wenn ich in Torgau französische Garnison ausgenommen
hätte, und er halte es für keinen sonderlichen Dienst, den ich durch Ver-
weigerung dies zu thun geleistet habe.“