152 Sachsen während des Befreiungskriegs von 1813.
Integrität war gerettet, es war von Frankreich auf gute Manier
losgekommen und meinte unter Osterreichs Schutz von den
nordischen Alliierten nichts mehr zu fürchten zu haben. Die
wenigen Stimmen, die sich in des Königs Umgebung warnend
vernehmen ließen, daß Sachsen es durch den Anschluß an
Osterreich mit beiden Theilen verderben werde 2), wurden
überhört.
Nunmehr, nachdem man mit Osterreich im Reinen war,
schien auch der Moment gekommen, um der Einladung des
Kaisers Franz nach Prag Folge zu leisten. Dorthin wies nicht
allein der neue Freundschaftsbund, dorthin trieb ebensosehr die
Furcht vor Napoleon. Denn wie nach dem, was vorausge-
gangen, nicht anders geschehen konnte, hatte das Verhältniß
zu dem Protector, obgleich der König gegen denselben noch
lange den unterwürfigen Ton früherer Zeiten beibehielt?), mehr
und mehr den Charakter ernstlicher Spannung angenommen.
Durutte's drohender Vorwurf, daß die Sachsen den Russen den
Uebergang über die Elbe freigelassen hätten, erhielt verstärkten
Nachdruck durch die gleiche Sprache des Moniteur sowie durch
eine Note des Herzogs von Bassano an den Baron Just, die
sich in sehr scharfen Ausdrücken über Lecoqs Ungehorsam und
Thielmanns Weigerung beschwerte. Als nun vollends dem
Marschall Ney die geforderte Überlassung der beiden Kürassier-
regimenter, die mit nach Regensburg gezogen waren, kurzweg
abgeschlagen wurde, weil sie zum persönlichen Dienst beim König
bestimmt seien, so wäre schon jetzt der offene Bruch erfolgt,
wenn nicht Napoleon es in seinem Interesse gefunden hätte,
vorläufig die Unbotmäßigkeit seines Vasallen so weit zu ignorieren,
daß er ihn nicht selbst zum Abfall trieb. Er, der nicht ge-
wohnt war, zweimal das Nämliche zu befehlen, begnügte sich
1) z. B. die des Geh. Cabinetsraths Kohlschltter. Vgl. den Brief
des Geh. Finanzraths v. Löben an Zezschwitz, Mittheilungen, S. 258.
2) Friedrich August an Napoleon 31. März: „J'ai la plus entieère
conflance, due le bras puissant de V. M. arec Taide de la Providence
me ramenera dans mes états.“