Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

154 Sachsen während des Befreiungskriegs von 1813. 
französischen Armee bestand, und unterstützte diese Forderung 
aufs nachdrücklichste mündlich; doch auch er nahm eine abschlä- 
gige Antwort nach Mainz zurück 1). Es schien, als habe 
Napoleons Stirnrunzeln seine Macht über Friedrich August 
verloren, seitdem sich dieser unter Osterreichs schirmender Hand 
geborgen wähnte. In Budweis schloß sich v. Heineken dem 
Reisezuge wieder an. „Der Brief Ew. Maj.“, schrieb Napoleon 
durch ihn zurück, „hat mich peinlich berührt. Sie hegen keine 
Freundschaft mehr für mich; schuld daran find die Feinde un- 
serer Sache, die vermuthlich in Ihrem Cabinet sind. Ich 
brauche Ihre ganze Kavalerie, alle Ihre Offiziere. Was ich 
denke, habe ich mit meiner Ew. Moaj. bekannten Offenheit 
Ihrem Adjutanten gesagt, ich beziehe mich deshalb auf diesen; 
was aber auch der Ausgang sei, Ew. Maj. möge stets auf die 
unwandelbare Achtung zählen, die Sie mir eingeflößt haben?). 
Napoleon hielt sich überzeugt, daß der Brief vom 19ten 
das Resultat ssterreichischer Einflüsterungen sei. Um weitere 
Aufklärungen darüber zu erlangen, dictierte er 24. April dem 
Herzog von Vicenza einen Brief an seinen Gesandten in Wien, 
den Grafen Narbonne, dem er den Brief des Königs von 
Sachsen beilegte. „Das Verfahren Sachsens“, heißt es darin, 
„scheint dem Kaiser eine Intrigue schwacher Menschen, die nach 
entgegengesetzten Richtungen hin und her gezerrt werden und 
die in dem Augenblicke verzweifeln, wo der Kaiser zu ihrer 
Rettung marschiert. Es ist wichtig zu wissen, welchen Antheil 
der Kaiser von Osterreich an diesem Schritte hat; ist er etwa. 
darauf berechnet das Interesse zu vermindern, das, wie man 
weiß, der Kaiser an dem Könige von Sachsen nimmt, um 
dadurch ein Arrangement über Polen zu erleichtern? Wäre 
der König von Sachsen direct nach Prag gegangen, so würde das 
dem Kaiser gleichgiltig gewesen sein; aber seine Abreise am 
20sten, wo er den Kaiser in Mainz wußte, ist verletzend. 
Indes, wenn er bei seiner Abreise seine Kavalerie übergeben 
1) Anhang, Nr. 14. 
2) Corresp. de Nap. XXV, 214.
	        
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