154 Sachsen während des Befreiungskriegs von 1813.
französischen Armee bestand, und unterstützte diese Forderung
aufs nachdrücklichste mündlich; doch auch er nahm eine abschlä-
gige Antwort nach Mainz zurück 1). Es schien, als habe
Napoleons Stirnrunzeln seine Macht über Friedrich August
verloren, seitdem sich dieser unter Osterreichs schirmender Hand
geborgen wähnte. In Budweis schloß sich v. Heineken dem
Reisezuge wieder an. „Der Brief Ew. Maj.“, schrieb Napoleon
durch ihn zurück, „hat mich peinlich berührt. Sie hegen keine
Freundschaft mehr für mich; schuld daran find die Feinde un-
serer Sache, die vermuthlich in Ihrem Cabinet sind. Ich
brauche Ihre ganze Kavalerie, alle Ihre Offiziere. Was ich
denke, habe ich mit meiner Ew. Moaj. bekannten Offenheit
Ihrem Adjutanten gesagt, ich beziehe mich deshalb auf diesen;
was aber auch der Ausgang sei, Ew. Maj. möge stets auf die
unwandelbare Achtung zählen, die Sie mir eingeflößt haben?).
Napoleon hielt sich überzeugt, daß der Brief vom 19ten
das Resultat ssterreichischer Einflüsterungen sei. Um weitere
Aufklärungen darüber zu erlangen, dictierte er 24. April dem
Herzog von Vicenza einen Brief an seinen Gesandten in Wien,
den Grafen Narbonne, dem er den Brief des Königs von
Sachsen beilegte. „Das Verfahren Sachsens“, heißt es darin,
„scheint dem Kaiser eine Intrigue schwacher Menschen, die nach
entgegengesetzten Richtungen hin und her gezerrt werden und
die in dem Augenblicke verzweifeln, wo der Kaiser zu ihrer
Rettung marschiert. Es ist wichtig zu wissen, welchen Antheil
der Kaiser von Osterreich an diesem Schritte hat; ist er etwa.
darauf berechnet das Interesse zu vermindern, das, wie man
weiß, der Kaiser an dem Könige von Sachsen nimmt, um
dadurch ein Arrangement über Polen zu erleichtern? Wäre
der König von Sachsen direct nach Prag gegangen, so würde das
dem Kaiser gleichgiltig gewesen sein; aber seine Abreise am
20sten, wo er den Kaiser in Mainz wußte, ist verletzend.
Indes, wenn er bei seiner Abreise seine Kavalerie übergeben
1) Anhang, Nr. 14.
2) Corresp. de Nap. XXV, 214.