Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

158 Sachsen während des Befrriungskriegs von 1813. 
rungen, der König nütze der guten Sache durch seine Einwir- 
kung auf den österreichischen und die übrigen deutschen Hefe 
mehr, als wenn er inconsequent sogleich den Spieß umgedreht 
hätte, bei ihnen auf dürren Boden fiel. Besondern Anstoß. 
nahm, der König von Preußen an dem Ausdrucke „eingegangene 
Verbindlichkeiten“, von dem es unentschieden blieb, ob er sich 
auf Frankreich oder auf neue Verbindungen beziehe. Auf die 
Nachricht, daß der König sich nach Prag begeben habe, sagte er 
mit sichtlicher Bewegung gegen den General v. Vierth: „Prag ist 
nicht Dresden, es ist nicht die Zeit, sich von seinen Unterthanen 
zu entfernen; unter ihnen sein und sie um sich versammeln. Ich 
habe alles vergessen und vergeben, meine Hand ausgestreckt, 
sie ist nicht angenommen worden, traurig, daß in so großen 
Momenten noch Mißtrauen und Mißverständnisse zwischen 
deutschen Fürsten obwalten.“ Er sei als Freund in Sachsen 
eingerückt, versicherte er Zezschwitz, in jeder Weise wünsche er 
es als Freundesland betrachten zu können; seit Heisters Rück- 
kehr habe er jedoch diese ihm so liebe Hoffnung aufgeben müssen; 
des Königs Reise nach Prag unmittelbar nach Abgang des 
Schreibens, das gar keine Andeutung davon enthalte, müsse die 
Alliierten kränken und mißtrauisch machen 1). Es verdient 
bemerkt zu werden, wie Friedrich Wilhelm und Friedrich August, 
zwei Naturen von großer innerer Uebereinstimmung, wesentlich 
nur durch die äußeren Verhältnisse auf so ganz verschiedene 
Standpunkte gestellt worden waren. Stein dagegen triumphierte 
über das Fehlschlagen von Heisters Sendung; gegen die sich- 
sischen Behörden wurde er immer heftiger; für den Fall, 
daß Carlowitz keine befriedigende Antwort mitbringe, sagte 
er die Auflösung der Immediatcommission vorher. Letzterer 
traf die Menarchen nicht mehr in Dresden an; den an den 
König von Preußen gerichteten Brief öffnete Hardenberg und 
begnügte sich zu bemerken, er enthalte nichts von Wichtigkeit. 
Im dresdner Publicum wurden zahlreiche Außerungen der 
Enttäuschung und des Unwillens laut, daß Carlowitz den An- 
1) Mittheilungen, S. 245.
	        
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