Unwille der Verbündeten über Sachsens Zögern. 159
schluß an die Verbündeten nicht zurückgebracht hatte. Senfft
aber schrieb, sich rechtfertigend, an Zezschwitz, 30. April: „Wir
koönnen wahrlich weder um des Königs noch um der Sache.
willen schneller noch kräftiger handeln. Unsere Entscheidung ist
vor dem Siege eingetreten und wird auch nach einem Unfall,
an dessen physische Folgen für Sachsen man freilich ohne
Schaudern nicht denken kann, dieselbe bleiben. Von Frankreich
sind wir unwiderruflich geschieden. Thätigen Antheil am Kampfe
können wir indes und dürfen wir nunmehr nicht nehmen vor
Osterreich. Mögen wir bald Gutes von den Ufern der Saale
bören; Gott schütze das Land!“
Schon die nächsten Tage sollten zeigen, was hiervon
wahr sei.
Langsam, zögernd und vereinzelt kamen die Heereszüge der
Verbündeten an der Elbe an. Nachdem Blücher ungeduldig
vorwärtsdrängend schon den 3. April von Dresden über Frei-
berg und Chemnitz weitergezogen war, mußte er in Altenburg
Halt machen um das noch weit zurück befindliche russische
Hauptheer zu erwarten. Erst vom 164en bis 19ten gieng die
Vorhut des letzteren unter Miloradowitsch durch Dresden,
erst am 2 4flen traf das Hauptheer selbst nebst dem Monarchen da-
selbst ein. Wittgenstein erreichte unter Zurücklassung von
Beobachtungscorps vor Magdeburg, Wittenberg und Torgau
am 2östen Leipzig und nahm sein Hauptquartier erst in Lindenau,
dann in Gohlis. Die Immediatcommission hatte die Verwen-
dung des Verwaltungsraths nachgesucht, damit die Stadt
während der Ostermesse mit Einquartierung verschont bleibe,
wurde aber von diesem an den commandierenden General ver-
wiesen. Vielleicht würde das Hauptheer, das am 2ysten seinen
Anführer Kutusow durch den Tod verloren hatte, noch länger
in Dresden verweilt haben, hätte nicht die Nachricht, daß die
französische Armee bereits bei Weimar stehe, dringend zur Ver-
einigung sämtlicher Streitkräfte gemahnt, wenn anders man
sich nicht gezwungen sehen wollte, Sachsen dem Feinde zu über-