Schlacht bei Lützen. 161
Wurzen zurückgewichen war, von rechtsher überflügelt zu werden,
sowie der Mangel an Munition bei den Russen, brachte in der
Nacht den Entschluß zur Reife, den Rückzug hinter die Elbe
anzutreten. Quer durch Sachsen gieng demnach sowohl dieser
als die Verfolgung; die Preußen schlugen die Straße über
Borna, Colditz, Döbeln und Meißen, die Russen die südlichere
über Rochlitz, Nossen und Dresden ein. Lange Wagenzüge
voll Verwundeter verkündeten der Hauptstadt am 4. Mai die
vorgefallene blutige Schlacht und der Augenschein strafte die
Siegesbotschaft Lügen, durch welche die Monarchen in Person
vom Balkon des Schlosses herab die Menge zu täuschen ver-
suchten; am vien begann der Übergang der Truppen auf das
rechte Ufer, wohin ihnen Tags darauf die Monarchen folgten.
Beror die Verbündeten Dresden verließen, kam es in Vor-
schlag, das öffentliche Eigenthum, die im sächsischen Staatsschatz
befindliche halbe Million, die anderen Cassen und das Kriegs-
material mitzunehmen, um diese Hilfsquellen nicht in Feindes
Hand fallen zu lassen. Trotz seiner Erbitterung gegen Sachsen
widersetzte sich jedoch Stein, da sich der König noch nicht gegen
die Verbündeten erklärt hätte, einer Maßregel, die nur die
Gemüther der deutschen Sache entfremden würde. Das
sächsische Volk wurde nur durch eine kurze Darlegung von dem
Gange der fehlgeschlagenen Unterhandlung unterrichtet und zum
Kampfe für Deutschlands Unabhängigkeit aufgefordert 7).
Napoleon hatte sogleich den Marschall Ney nach Torgau
entsendet, um sich der Festung zu versichern und dann mit
den Sachsen vereinigt gegen Berlin vorzudringen. Aber zu
seiner Verwunderung fand Ney die Festung verschlossen, ob-
gleich Napoleon schon am Morgen des 6en durch Odeleben
dem General Thielmann seinen Sieg mit dem Beifügen hatte
melden lassen, daß die Sachsen dem 7. Armeecorps und mit
diesem dem Marschall Ney zugetheilt seien. Man gab sich
1) Pertz III, 353. 355. Selbst nachdem der König von Sachsen
zu Napolcon zurückgekehrt war, ließ Stein aus den in Bautzen mit
Beschlag belegten Cassen die Privatdepositen zurlickgeben.
Flathe, Nee## Geschichte Sachsens. 11