Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

Schlacht bei Lützen. 161 
Wurzen zurückgewichen war, von rechtsher überflügelt zu werden, 
sowie der Mangel an Munition bei den Russen, brachte in der 
Nacht den Entschluß zur Reife, den Rückzug hinter die Elbe 
anzutreten. Quer durch Sachsen gieng demnach sowohl dieser 
als die Verfolgung; die Preußen schlugen die Straße über 
Borna, Colditz, Döbeln und Meißen, die Russen die südlichere 
über Rochlitz, Nossen und Dresden ein. Lange Wagenzüge 
voll Verwundeter verkündeten der Hauptstadt am 4. Mai die 
vorgefallene blutige Schlacht und der Augenschein strafte die 
Siegesbotschaft Lügen, durch welche die Monarchen in Person 
vom Balkon des Schlosses herab die Menge zu täuschen ver- 
suchten; am vien begann der Übergang der Truppen auf das 
rechte Ufer, wohin ihnen Tags darauf die Monarchen folgten. 
Beror die Verbündeten Dresden verließen, kam es in Vor- 
schlag, das öffentliche Eigenthum, die im sächsischen Staatsschatz 
befindliche halbe Million, die anderen Cassen und das Kriegs- 
material mitzunehmen, um diese Hilfsquellen nicht in Feindes 
Hand fallen zu lassen. Trotz seiner Erbitterung gegen Sachsen 
widersetzte sich jedoch Stein, da sich der König noch nicht gegen 
die Verbündeten erklärt hätte, einer Maßregel, die nur die 
Gemüther der deutschen Sache entfremden würde. Das 
sächsische Volk wurde nur durch eine kurze Darlegung von dem 
Gange der fehlgeschlagenen Unterhandlung unterrichtet und zum 
Kampfe für Deutschlands Unabhängigkeit aufgefordert 7). 
Napoleon hatte sogleich den Marschall Ney nach Torgau 
entsendet, um sich der Festung zu versichern und dann mit 
den Sachsen vereinigt gegen Berlin vorzudringen. Aber zu 
seiner Verwunderung fand Ney die Festung verschlossen, ob- 
gleich Napoleon schon am Morgen des 6en durch Odeleben 
dem General Thielmann seinen Sieg mit dem Beifügen hatte 
melden lassen, daß die Sachsen dem 7. Armeecorps und mit 
diesem dem Marschall Ney zugetheilt seien. Man gab sich 
1) Pertz III, 353. 355. Selbst nachdem der König von Sachsen 
zu Napolcon zurückgekehrt war, ließ Stein aus den in Bautzen mit 
Beschlag belegten Cassen die Privatdepositen zurlickgeben. 
Flathe, Nee## Geschichte Sachsens. 11
	        
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