Eindruck der Schlacht bei Lützen. 165
lassung der sächsischen Kavalerie und der Offnung von Torgau
in der strengsten Weise wiederholte, verschob der König, obschon
mit innerlichem Beben, seine Erklärung, stündlich auf das Ein-
treffen des aus Wien angekündigten Grafen Stadion harrend.
Noch am öten war Thielmann in Befolgung von Langenau's
aus Wien ertheiltem Rathe durch ein königliches Handschreiben
instruiert worden, Torgau selbst in dem Falle, wenn das Glück
der Waffen die Franzosen wieder an die Elbe führen sollte,
auch nicht für diese zu öffnen. Ein erstes unbestimmtes
Gerücht vom Kriegsschauplatz lautete günstig für die Verbün-
deten, aber ein Mittags den 2. Mai aus dem französischen
Hauptquartier über Prag nach Krakan abgesendeter Offizier
brachte die Nachricht von Napoleons Siege, die durch einen
am Abend des 6ten anlangenden Brief des Grafen Georg
Einsiedel in ihrem vollen Umfange bestätigt wurde. Sie ver-
setzte den Hof in grenzenlose Bestürzung, namentlich der Käönig
gerieth ganz außer Fassung, ergieng sich in Vorwürfen gegen
Diejenigen, die ihn von Regensburg nach Prag gebracht hätten,
und fragte kleinmüthig, ob ihm wohl Napoleon seine Freund-
schaft wiederschenken werde! Auch die Königin und die Prin-
zessin Auguste, sonst erklärte Gegnerinnen der französischen
Allianz, bestürmten ihn die Verzeihung des Schrecklichen anzu-
rufen. Da Langenau noch nicht aus Wien zurück, Esterhazy
auffallenderweise in Regensburg geblieben war, sah sich Senfft
diesem Sturm ganz allein bloßgestellt. Vergeblich drang er
darauf, daß vor einem entscheidenden Entschlusse wenigstens
Stadions Ankunft abgewartet werde; als Abends Graf Hohen-
thal-Dölkau, ein Augenzeuge der Schlacht und des Rückzugs,
aus Dresden anlangte, als er die harten Außerungen berichtete,
die Napoleon gegen eine Deputation der Stadt Leipzig gethan,
überwog die Furcht vor dem Verluste der Krone, vor der
Verwüstung des Landes beim Könige jedes andere Gefühl und
die Rückkehr unter das französische Joch war beschlossene Sache.
Als Senfft am folgenden Morgen wieder zum König kam,
hatte Marcolini dem Baron Serra bereits die Gewährung
seiner Forderungen angekündigt. Senffts Rücktritt galt als