Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

Rückkehr des Königs zu Napoleon. 167 
berufen, daß durch eine Weigerung Osterreich, das noch nicht hin- 
länglich gerüstet war, zur Unzeit compromittiert worden wäre, 
daß aber der König durch seine Unterwerfung nicht bloß Hoff- 
nung gehabt habe sein Land zu retten, sondern auch badurch 
Osteireich die nöthige Zeit zur Entwicklung seiner Streitkräfte 
und die Freiheit seine Partei nach Gefallen zu wählen verschafft 
habe 1). Es findet sich jedoch nicht, daß im Augenblicke der 
Entscheidung diese Erwägung wirklich angestellt worden und von 
Einfluß auf die zu fassenden Beschlüsse gewesen sei, man besann 
sich erst hinterdrein auf diese Entschuldigung; was den Geist 
des Königs und seiner Umgebung unterjochte, war lediglich die 
Furcht und der Schrecken. Ebenso gewiß aber ist, daß die 
Katastrophe vermieden worden wäre, wenn das österreichische 
Cabinet, statt den König zum Geheimniß über die abgeschlossene 
Convention zu verpflichten und ihn dann sich selbst zu über- 
lassen, schneller und kräftiger gehandelt hätte um seinen Muth 
und seine Zuversicht aufrecht zu halten. 
Das Maß der Demüthigung war aber mit diesem frei- 
willigen Verzicht auf die bisherige Politik noch lange nicht 
erschppft. Serra war am 9. Mai eben damit beschäftigt den 
gestürzten Minister über Osterreichs Pläne und Rüstungen aus- 
zuforschen, als er durch die Ankunft des Barons v. Montes- 
quiou, Berthiers Adjutanten, unterbrochen wurde, den Napoleon, 
ohne Ahnung, daß alle weiteren Drohungen bereits überflüssig 
geworden, aus Dresden abgefertigt hatte. Serra sollte auf 
der Stelle bestimmte Erklärungen fordern; Metternich habe 
dem Grafen Narbonne versichert, daß Osterreich keinen Tractat 
1) Im Jahre 1814 bemerkte Friedrich August eigenhändig am Rande 
eines Memoires: „Que ce qui ciest passé à Prague Ctait la suite de 
eirconstances extraordinaires et ne peut etre mis à compte du carac- 
tire du roi, qui dans Turgence du moment Ctait oblige de prendre 
un parti sans pouvoir consulter PAutriche. II s'agissait ou de Tobliger 
à des vojes de fait en faveur de la Sarxe en manquant en meme temps 
au secrèt auqucl le roi stait engage ou de quitter les engagements 
avec I Antriche, ce qui lui laissait tout le temps de prendre un parti 
de tous ses moyens.“
	        
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