Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

10 König Friedrich Auguß I. 1806—1813. 
gegen die Freiheit Deutschlands verspritzen zu müssen. Ihre 
nächste Bestimmung führte sie vor Danzig, an dessen Belage- 
rung sie unter Lefäbre's Oberbefehl bis zur Capitulation der 
Festung am 26. Mai rühmlich theilnahmen 1). Allein schon 
bier sollte Sachsen die Erfahrung machen, daß das Maß der 
napoleonischen Zumuthungen sich nicht nach vertragsmäßigen 
Bestimmungen, sondern nach dem augenblicklichen Bedürfnisse 
richtete. Genöthigt, die furchtbaren Lücken, welche die Schlacht 
bei Eylau in seine Reihen gerissen, auszufüllen, verlangte der 
Kaiser von dem Könige von Sachsen eine Erhöhung seines 
Contingents um 1200 Mann zur Bilvung einer Reserve, 
welche die etwa bedrohten Theile des Rheinbunves decken solle. 
Der Sieg bei Friedland am 14. Juni, wo auch die Sachsen 
mitkämpften und das Regiment König-Kürassiere sich seine 
Erhebung zur Kürassiergarde verdiente, stellte Napoleons 
Übergewicht wieder her. Preußen bezahlte zu Tilsit mit der 
Zerstückelung seines Gebiets. Im 12. Artikel des Friedens 
mußte es die Abtretung des cottbuser Kreises an Sachsen an- 
erkennen, von welchem dieses am 25. September Besitz ergriff; 
doch behielt derselbe seine bisherige Verfassung, vorläufig auch 
das preußische Recht. Der 15. Artikel schuf aus den von 
Preußen abgetretenen polnischen Gebieten, mit Ausnahme des 
an Rußlaud fallenden bialystoker Kreises ein Herzogthum 
Warschau 7) für den König von Sachsen, welches eine die Frei- 
beit und die Privilegien seiner Bewehner sichernde und mit 
der Ruhe der Nachbarstaaten verträgliche Verfassung erhalten 
sollte. Den König von Sachsen, dem dieses Geschenk ganz 
ohne seine Zuthun zu Theil wurde, setzte der Kaiser erst zwei 
Tage vorher von dieser Combination in Kenntniß 8), die, auf 
die polnischen Traditionen des sächsischen Hofes berechnet, nur 
den eigenen Plänen Napoleons zu dienen bestimmt war. Denn 
1) Ausführlich bei Poppe, Chronologische überficht der wichtigsten 
Begebenheitcn aus den Kriegsjahren 1806—1815 (1848) 1, 96 f. 
2) Ursprünglich hieß es ein Herzogthum, aber sehr bald wurde dafür, 
auch officiell, die Bezeichnung als Großherzogthum üÜblich. 
5) Correspondance de Napoléon I, XV. 390.
	        
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