Vergrößerungspläne des säãchsischen Cabinets. 189
vorgeschossenen Summen, nur das Großherzogthum Würzburg
oder ein Stück von Westfalen, falls dessen König anderweitig
entschädigt würde, bieten dürfte.
Das also war die Summe von dem, was Sachsen jetzt
begehrte und wünschte. Es dachte nicht mehr daran den Nacken
aus dem französischen Joch zu ziehen sondern nur sich unter
demselben im Rheinbunde so bequem wie möglich einzurichten.
Aber das Gift der Begehrlichkeit, das den ganzen Körper des
Rheinbundes durchzog, fing je länger je mehr, auch in Sachsen
zu wirken an. Am 11. August erhielt General Gersdorff eine
Verbalnote zur Mittheilung an den Kaiser zugestellt, folgenden
Inhalts: Der Kaiser Napoleon hat die Absicht kund gegeben,
Sachsen bei den Friedensverhandlungen eine Gebietsvergrößerung
von 500000 Seelen zu verschaffen. Der König nimmt diese
Eröffnung mit tiefer Erkenntlichkeit an und sieht darin einen
neuen Beweis von dem wohlwollenden Interesse, welches sein
großer Alliierter ihm bei jeder Gelegenheit gezeigt hat. Se. Maj.
der Kaiser hat dem König immer mehr gegeben als dieser zu
hoffen gewagt hätte, aber da ihn der Kaiser auffordert selbst
die Abrundung zu bezeichnen, welche ihm am wünschenswerthesten
sein würde, so glaubt der König dasjenige Object namhaft
machen zu müssen, dessen Erwerbung für die beiden Völker,
zwischen denen er seine Liebe und Sorgfalt theilt, gleich vor-
theilhaft sein würde. Es wäre dies die Vereinigung eines
Theils von Schlesien mit Sachsen, so daß dadurch eine un-
mittelbare Verbindung zwischen dem Königreiche und dem
Herzogthum Warschau hergestellt würde, nämlich des Stückes
an der böhmischen Grenze links von der Weistritz und dem
Schweidnitzwasser; von diesem hätte dann die Grenze die Festung
Glogau einbegreifend der Oder zu folgen, von da zur Sprot-
tau und diese und den Bober entlang bis Christianstadt zu
gehen um bei Lieberose zu endigen ).
Aber an demselben Tage, wo das sächsische Cabinet seine
Wünsche zu des Kaisers Füßen niederlegte, waren bereits in.
1) Dresdn. Arch.