212 Sachsen während des Befreiungskriegs von 1813.
erst früh um 3 Uhr eintraf. Dort blieb die königliche Familie,
bis ihr Napoleon am 14ten erlaubte sich nach Leipzig zu
begeben 7).
Bei Wurzen hatte Napoleon am 8. October eine Streit-
macht von 130000 Mann rvereinigt, mit welcher er der bis
Düben vorgerückten schlesischen und der Nord-Armee den folgen-
den Tag eine Schlacht zu liefern und darauf der böhmischen
Armee, welche er im Vormarsch nicht auf Leipzig, sondern
wiederum auf Dresden wähnte, in den Rücken fallen zu können
hoffte. Aber als er am gten gegen Düben vorrückte, fand er
dort keinen Feind mehr, Blücher wich bei Halle über die Saale
aus. Sehr verstimmt mußte sich Napoleon begnügen statt der
ersehnten Schlacht Heerschau über seine Truppen zu halten.
Als das gewohnte Vive IEmpereur aus den Kehlen der Fran-
zosen die Luft erschütterte, während er die Front hinabritt,
blieben die bei Klitzsche aufgestellten Sachsen stumm. Der
Kaiser ließ hierauf die Offiziere und Unteroffiziere des 7. Corps
vortreten und richtete an sie eine Anrede, deren Eindruck noch
durch Caulincourts wunderliche Verdeutschung vollends verloren
gieng. Nur die Frage an die Sachsen, ob er in der ersten
Schlacht auf ihre Treue für ihren König rechnen könne, wurde
durch ein einmüthiges kräftiges Ja beantwortet. Die franzö-
sischen Offiziere begleiteten den Schluß der Rede abermals mit
ihrem Vive IEmpereur, die Sachsen entfernten sich, obgleich
sie Reynier selbst um irgend ein Zeichen der Ergebenheit bat,
schweigend und von des Kaisers zornigen Blicken begleitet;
auch daß während dieser Scene eine große Zahl Soldaten für
das Kreuz der Ehrenlegion notiert wurde, brachte keinen Eindruck
bervor ?). Die Zeit, wo die Sachsen freudig den französischen
Adlern folgten, war vorüber; es kostete den Offizieren oft un-
sägliche Mühe den Grimm und Haß ihrer Mannschaften gegen
die Verwüster ihrer Heimat in Schranken zu halten.
1) Anhang Nr. 25.
2) Feldzüge der Sachsen, S. 306. — Aster, Schlacht bei Leipzig
, 145.