216 Sachsen während des Befreiungskriegs von 1813.
er blieb den 17ten vor Leipzig stehen und ließ dadurch seinen
Feinden Zeit durch Heranziehung ihrer Reserven den Ring um
ihn immer dichter zu schließen, Blücher trieb die Franzosen
aus Eutritzsch und Gohlis bis dicht an die Thore von Leipzig
zurück; schon flogen seine Kugeln in die Stadt selbst. Die
Lage derselben wurde immer beängstigender; es fehlte an Raum
für die Unzahl von Verwundeten und die Franzosen drohten
ganze Straßen von den Bewohnern zu räumen, wenn der
Rath ihn nicht schaffe; Lazarethbedürfnisse wurden von den
Einwohnern requiriert.
In eine fast noch peinlichere Lage sahen sich die sächsischen
Truppen versetzt. Am 16ten Mittags von Düben aufgebrochen,
waren sie abends bei Eilenburg eingetroffen und langten nach
einem Nachtmarsch am 17en früh 4 Uhr jenseits Taucha an,
von wo sie nach kurzer Rast bis zu dem Vorwerk der Heitere
Blick weiter marschierten. Das erste Schauspiel, das sich ihnen
dort bot, war die verwirrte Flucht der französischen Reiterei
aus Eutritzsch. Den Eindruck zu verwischen, redete General
v. Zeschau die Soldaten an, sie zu treuer Pflichterfüllung in
diesen Tagen, wo sie im eigentlichsten Sinne für ihren in
Leipzig befindlichen König fechten würden, ermahnend. Mit
lautem Ja gelobten die Soldaten es zu thun. Dennoch konnten
die Offiziere sich der ernstesten Erwägungen nicht entschlagen.
Zu dem Zorn über die schrankenlose Anmaßung der Franzosen
und der Erbitterung über den erfahrenen schnsden Undank
gesellte sich nicht bloß die schwerste Sorge, was im Fall einer
Niederlage Napoleons das Schicksal des Landes, des Königs
und des Heeres sein würde, sondern auch der mächtig an ihr
Herz schlagende Mahnruf der Pflicht gegen das große Vater-
land, das Gefühl der Scham gegen Deutsche fechten zu müssen,
und erfüllte sie mit heißer Sehnsucht, endlich die verhaßke Ver-
bindung mit den Franzosen gelöst zu sehen. Mehrere von
ihnen waren in die vor der Schlacht bei Lützen mit Osterreich
gepflogenen Unterhandlungen eingeweiht gewesen, andere, wie
besonders den Obersten v. Brause, hatte Thielmann in ver-
trauten Aufträgen verwendet; sie wußten also, daß ihr König