Schlacht bei Leipzig. 23
das, was ihm der Generaladjutant v. Bose über seine auf der
Sternwarte angestellten Beobachtungen mittheilte, ein Schein
der Wahrheit auf. Nach Mitternacht überbrachte ihm der
Herzog von Bassano die Meldung von dem beschlossenen Rückzug
zugleich mit der Einladung dem Kaiser nach Erfurt zu folgen.
Da er aber nicht einmal wegen der Sicherheit der Reise sich
unbedenklich äußerte, so erklärte der König, im Vertrauen auf
die Gesinnungen der Verbündeten und ihre Kenntniß von den
Umständen und Gründen, um derentwillen er dem Kaiser bis
hierher gefolgt sei, den Verlauf der Dinge in Leipzig abwarten
zu wollen, ein Entschluß, der vermuthlich vorzugsweise der
Hoffnung auf den Schutz Osterreichs entsprang, und den er
sogleich durch General v. Gersdorff dem Kaiser mittheilen ließ.
Dieser antwortete ihm durch ein Billet, das neben der still-
schweigenden Genehmigung die Anzeige enthielt, daß das sächsische
Gardebataillon zum Schutz der königlichen Familie in die Stadt
zurückkehren werde 21).
Gegen Abend hatte sich Napoleon in die Stadt begeben;
in dem Gewühl rermochte er nur durch Seitengassen sein
Hauptquartier im Hötel de Prusse zu erreichen. Die ganze
Nacht hindurch drängte sich der Rückzug der geschlagenen Armee
in wilder Unordnung durch die Straßen. Wenn die Verbün-
deten ihm den Rückweg kräftig verlegten, oder wenn Napoleon
Leipzig am nächsten Tage hartnäckig festhielt und dadurch einen
Gewaltangriff auf dasselbe veranlaßte, so war die reiche schöne
Handelsstadt dem schrecklichsren Schicksale verfallen. Zum Glück
für sie dachte Napoleon nur noch an Rettung seines Heeres
und überließ die Deckung des Rückzugs Denen, die ohnehin für
ihn verloren waren, den Polen und Rheinbundstruppen; die
sächsische Garde stellte sich auf dem Markte vor der Wohnung des
Königs auf. Auch der Besatzungen von Dresden, Torgau und
1) Breuers Bericht im Archiv für sächs. Gesch. I, 83 ff. — Vgl.
Anhang Nr. 26. 27. Pelets Erzählung, der Herzog von Bassano habe
ebelmlthig aber vergebens in den König gedrungen sich von Napoleon
zu treuuen, ist ein Märchen.