Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

Der 19. October 1813. 25 
Müller gelangte zu Blücher, der, sofort erkennend, daß diese 
Bitte um Schonung der Stadt nur dazu dienen solle, den 
Franzosen Zeit zum Abzug zu verschaffen, denselben mit der 
Antwort abfertigte, Leipzig habe von seinen Truppen keine 
Plünderung zu besorgen. Auch die erste Deputation kam, da 
das Gefecht schon in Gang war, nicht mehr durch das Thor, statt 
ihrer gelangte ebenfalls nur ein Subalternbeamter, der Steuer- 
einnehmer Wichmann, bis zu den Monarchen und dem Fürsten 
Schwarzenberg und empfahl die Stadt der Großmuth der 
Sieger. Bald nach ihm erschien der Oberst v. Ryssel 1), der 
sich gegen Einsiedel freiwillig zu dieser Sendung erboten hatte; 
außer der Bitte um Schonung der Stadt trug er den Mo- 
narchen auch noch das Gesuch vor, daß die in Leipzig befind- 
lichen Sachsen auf dem Markte vereinigt und nicht als Ge- 
fangene betrachtet werden möchten. Da jedoch diese Deputierten 
von keiner Militärbehörde autorisiert waren, so ließ man sich 
auf nichts ein, Alexander versicherte nur seine Bereitwilligkeit 
die Stadt nach Möglichkeit zu schonen und, da Ryssel auch um 
Absendung einiger Offiziere behufs Unterhandlungen bat, so wurden 
nach kurzem Bedenken der russische Generalmajor v. Toll und 
der Flügeladjutant des Königs von Preußen, Oberstleutnant 
v. Natzmer, an den König von Sachsen mit dem Auftrage ab- 
gefertigt: „Von Unterhandlungen mit ihm könne, nachdem er 
alle früheren Anträge zurückgewiesen, nicht mehr die Rede sein; 
die Stadt werde man gern soviel wie möglich schonen, wenn 
nämlich der Feind sie unverzüglich räume, auch die sächsischen 
Truppen wolle man nicht feindlich behandeln, wenn der König 
sie sofort aus dem Gefecht zurückziehe und man sie in einer 
rückwärtigen Stellung mit zusammengestellten Gewehren fände. 
Alexander fügte hinzu, er gebe dem König eine halbe Stunde 
Bedenkzeit. Aber es vergieng mehr als diese Zeit, ehe nur 
die Abgesandten zum König von Sachsen gelangten ). 
1) der Bruder des Generalmajors. 
2) Groß, Erinnerungen, S. 108 ff. — Bernhardi, Tolls Leben 
III. 522f. — Aster L, 255 ff. 
Flathe, Neuere Geschichte Sachsens. 15
	        
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