Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

220 Sachsen während des Befreiungskriegs von 1813. 
Inzwischen kam Napoleon in Begleitung des Königs von 
Neapel und Berthiers um der königlichen Familie seinen Ab- 
schiedsbesuch abzustatten; selbst jetzt noch seine Ueberlegen- 
heit über den König mißbrauchend trug er absichtlich das 
vollste Selbstvertrauen zur Schau und gab sich den Schein, 
als werde seine Entfernung von Leipzig nur vorübergehend 
sein, bedauerte den König, der rielleicht genöthigt sein würde 
Truppen gegen ihn zu stellen und wohl besser gethan hätte 
ihn nach Weißenfels zu begleiten; der Königin versicherte er, 
daß er sie bald in Dresden wiedersehen werde; in den stärksten 
Ausdrücken sprach er sich über den Abfall ihres Bruders, 
des Königs von Baiern, aus, den er zu rächen gedenke 2). 
Gegen 91 Uhr verabschiedete er sich, ermahnte im Vorüber- 
reiten die sächsische Garde den König wohl zu bewachen und 
suchte durch das Gewühl den Ausgang aus der Stadt; hinter 
ihm flog die Brücke am ranstädter Thore in die Luft, alles, 
was sich noch auf dem rechten Elsterufer befand und sich nicht 
schwimmend zu retten vermochte, der Gefangenschaft über- 
liefernd. 
Der König suchte nach Napoleons Entfernung wieder im 
Souterrain Schutz vor den einschlagenden Geschossen. Wie 
vollständig er sich von demselben hatte täuschen lassen, zeigte 
sich, als jetzt plötzlich die Polen sich darauf besannen, daß 
der König von Sachsen ihr Landesherr sei, und General 
Dombrowski ihn um Verhaltungsbefehle für die polnischen 
Truppen bitten ließ, die leden Befehl des Königs pünklich be- 
folgen würden. Da alle polnischen Sachen vorschriftsmäßig 
durch den polnischen Generaladjutanten zu gehen hatten, so 
wies v. Bose den Boten an diesen, und auf demselben Wege 
erfolgte die Antwort: „Der König habe den polnischen Truppen 
1) Die bonapartistischen Schriftsteller, z. B. Faln (II, 435) bis auf 
Thiers (XVI, 613) herunter machen dlesen Abschied ganz ohne Grund 
zu einem rührenden Familiengemälde. Die Angabe, daß Napoleon dabei 
den König aller Verpflichtungen edelmüthig entbunden habe, widerlegt 
sich durch die im Anhang Nr. 28 mitgetheilte Note des Herzogs von 
Bassano.
	        
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