Zusland des Landes. 237
Seuchen, tausende unglücklicher Kinder verwaist, ohne Versor-
gung, die Städte angefüllt mit Lazarcthen, in welchen 50000
Krieger aller Nationen auf Kosten des Landes verpflegt werden
mußten ½), das Heer bis auf die übergetretenen 5300 Mann zer-
streut, an allen Kriegsbedürfnissen Mangel leidend, die könig-
lichen Kassen bis auf eine Summe in damals unbrauchbaren
Kassenbillets gänzlich erschöpft, der Landescredit vernichtet, die
Behärden, deren Einrichtung auf eine solche Zeit nicht berechnet
war, außer Stand mit der erforderlichen Kraft einzuwirken,
die Verwaltung zerrüttet, ohne Einheit und Übersicht, die
Herstellung der Sicherheit des ungehinderten Verkehrs auf den
Landstraßen durch den Kriegszustand, in welchem sich die
Gegenden von Dresden, Torgau und Wittenberg befanden,
durch die Widersetzlichkeit der befreundeten Befehlshaber gegen
die Landesbehörden und die Ausschweifungen im Rücken be-
sonders des russischen Heeres aufs äußerste erschwert. Na-
mentlich in der Lausitz war die Landplage der zahllosen rus-
sischen Marodeurs und anderen Gesindels so groß, daß der
Landesälteste des Fürstenthums Görlitz, v. Nostitz, den Vor-
schlag machte, eine Landmiliz nach Art des preußischen Land-
sturms gegen dieselben zu errichten. Beim Abzug der Fran-
zosen schon bot die Lausitz ein mit keinen Farben zu schilderndes
Bild des Elends und des Jammers und trotzdem hatte sie
seitdem die Armeen Blüchers und des Kronprinzen, dann auch
1) Die Bevölkerung, im Jahre 1812 2,049252, verminderte sich in
einem Jahre um 85000, der Ertrag der Felder um 2 Millionen Schefsel.
Das Elend in der lauensteiner Gegend, wo acht Wochen lang Franzosen
und die böhmische Armee abwechselnd geplündert hatten und der Typhus
hauste, fand v. Zezschwitz nvoch im Januar 1815 üÜber alle Beschreibung.
Leipzig berechnete seine Verluste während der Schlacht auf mehr als
2 Millionen Thaler, Sewarts Bericht ans Parlament den von 63 Dörfern
in Leipzigs Umgebung auf 31 Millionen Thaler. Vom 26. Februar
1810 bis 31. December 1814 mußten in Dresden 10,889992 Mann
untergebracht und verpfiegt werden. Die Gesamtsumme aller Requisttionen,
Verpflegungen und Rüstungen vom 1. Januar 1813 bis 15. Juli 1814
wurde amtlich auf 67 Millionen angeschlagen.