Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

250 Das fremde Gouvernement und der wiener Congreß. 
Range des Obersten unbedingte Abschiede zu ertheilen, zur 
Säuberung des Offiziercorps von wirklichen oder angeblichen 
Anhängern Frankreichs bediente, machten viel böses Blut und 
befestigten zwischen ihm und seinen alten Waffengefährten eine 
Kluft, aus der sich späterhin schweres Unheil über die sächsischen 
Truppen ergoß 1). Mit vollem Rechte widersetzte er sich einer 
Verwendung des sächsischen Corps vor vollendeter Formation 
oder einer Trennung des Ganzen durch Absonderung der ver- 
fügbaren Theile, er lehnte daher die Zumuthung Chastelers, 
Klenau's Nachfolgers, ihm, da die Capitulation von Dresden 
verworfen worden sei, die sächsischen Truppen zur Verstärkung 
zu senden ab in der richtigen Überzeugung, daß St. Cyr an 
keinen Widerstand mehr denken könne, ebenso widersprach er 
energisch Blücher, der ein in der Oberlausitz errichtetes Jäger- 
bataillon irrthümlich als ein preußisches reclamierte, und dem 
Freiherrn v. Stein, als er den St. Heinrichsorden, weil er 
als Belohnung für die der französischen Sache geleisteten 
Dienste verliehen worden sei, aufheben wollte. Am meisten 
aber machte ihm der Kronprinz von Schweden zu schaffen mit 
seinem wiederholten Verlangen, daß die Sachsen, ihrer ur- 
sprünglichen Bestimmung gemäß, zur Nordarmee stoßen sollten. 
Schon stand Thielmann in Begriff, seinem Drängen nachzu- 
geben und sich im Verein mit ihm gegen das von Davout be- 
hauptete Hamburg in Marsch zu setzen, da er selbst fühlte, wie 
wünschenswerth es sei, daß der marschfertige Theil der Truppen 
mäglichst bald Verwendung finde, „um der so wohldenkenden 
und so unglücklichen Nation das Recht zu erwerben, sich wieder 
zu den Deutschen zu zählen“, als aus dem Hauptquartier 
für die Sachsen eine veränderte, von ihnen mit ungetheiltem 
Jubel begrüßte Bestimmung eintraf, nach welcher sie dem zur 
Unterstützung Bülows nach Holland gehenden 3. deutschen 
Armeecorps unter dem Befehl des Herzogs von Weimar zu- 
getheilt wurden und vorläufig Cantonnierungsquartiere in der 
Goldenen Aue beziehen sollten. Mit Einschluß der thüringisch- 
1) v. Holtendorff, S. 139 f.
	        
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