Feldzug in den Niederlanden. 253
mit Pächster Anstrengung gelang es die Artillerie bis auf
ein Geschütz zu retten, und Thielmann zog sich, von Avelghem
an nicht weiter verfolgt, mit einem Verlust von 39 Offizieren
und 1168 Mann an Todten, Verwundeten und Gefangenen
auf Oudenarde zurück. Dieses unglückliche Gefecht war das
letzte des ganzen Feldzugs. Auf die Nachricht von der Ein-
nahme von Paris schloß der Herzog von Weimar am 9. April
eine Convention mit General Maison, der am 13ten der
Waffenstillstand von Pont.à-Tresson folgte.
Gegen Ende des Monats traten Landwehr und Vanner
unter Führung des Generals v. Gablenz den Heimweg an.
Erstere wurde zu Hause von General v. Vieth mit der An-
kündigung empfangen, daß ihr Benehmen in dem Gefechte bei
Courtray, über welches Thielmann in einem Tagesbefehle seine
Unzufriedenheit ausgesprochen hatte, zur Ehrenrettung der säch-
sischen Nation einer genauen und strengen Untersuchung unter-
zogen werden solle, doch blieb die Sache auf Thielmanns
Verlangen, als bereits erledigt, auf sich beruhen. Der Banner
zerbröckelte in Folge seiner inneren Zweck- und Haltlosigkeit in
sich selbst und wurde im August bis auf einen kleinen Stamm
aufgelsst. Die stehenden Truppen dagegen bezogen, da man
es nicht rathsam fand sie vor der Entscheidung über das
Schicksal ihres Vaterlandes dahin zurückkehren zu lassen, Can-
tonnierungen um Aachen, die sie 25. Juni mit anderen um
Koblenz vertauschten, und Thielmann übernahm nach der Ab-
reise des Herzogs von Weimar erst interimistisch, dann,
9. Juni, definitiv das Commando des dritten deutschen Armee-
—
Die allgemeine Erwartung war, daß Sachsens Schicksal
spätestens bei dem Friedensschluß mit Frankreich zur Entschei-
dung kommen werde; ja Friedrich August und seine Umgebung
hofften sogar noch früher zu diesem Ziele zu gelangen und
glaubten um so weniger Ursache zu ernstlichen Besorgnissen zu
1) Gretschel-Bülau III, 549. — Starklofs, Herzog Bernhard
von Welmar I, 130 ff.