Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

256 Das fremde Gouvernement und der wiener Congreß. 
außerordentlichen Nachtheil gebracht und die gemeinsame Sache 
einer großen Gefahr ausgesetzt; ein Abweichen von Verpflich- 
tungen, das man sich einmal erlaubt habe, könne leicht ein 
zweitesmal vorkommen; dies und die Beharrlichkeit, welche der 
König noch jüngst in seinen Absichten auf Polen gezeigt habe, 
mache Vorsichtsmaßregeln für die Zukunft nöthig; die Regie- 
rung des wiederhergestellten Königs gewissermaßen durch eine 
Commission der Mächte überwachen zu lassen, wäre für die 
Würde eines Souvrerains verletzend. Er werde nie aufhören 
sich für Sachsen zu interessieren; Sachsen, verspreche er, — und 
diese Zusicherung wiederholte er mehrmals — werde stets 
Sachsen bleiben, für den Augenblick aber sei es ihm nicht 
möglich von den einmal angenommenen Grundsätzen abzugehen 
und dem König bleibe vorläufig nichts übrig als sich zu resig- 
nieren.“ 1) Auch dem General v. Vieth gab Alexander unauf- 
gefordert auf sein Ehrenwort die Verheißung und ermächtigte 
ihn dieselbe seinen Landsleuten mitzutheilen, Sachsens Integrität 
werde unangetastet bleiben, vorausgesetzt, daß die Sachsen fort- 
führen ihre guten Gesinnungen durch die That zu beweisen. 
Indes die geflissentliche Art, wie Alexander die Frage wegen 
des Landes von der über die Person des Königs trennte, war 
offenbar für die Intentionen Rußlands in Bezug auf die 
Wiedereinsetzung des letzteren keine günstige Vorbedeutung, jene 
Zusicherungen schienen nur darauf berechnet die öffentliche Mei- 
nung in Sachsen zu gewinnen, die Betheuerungen seines Wohl- 
wollens für den König als leere Phrasen. Aber man suchte 
sächsischerseits die Gefahr auf einer andern Seite als von der 
sie in Wirklichkeit drohte, indem man bei dem Kaiser Absichten 
zu Gunsten des ihm nahe verwandten weimarischen Hauses 
vermuthete; in der Übertragung des Oberbefehls über das 
sächsische Corps an den Herzog von Weimar, ja selbst in der 
Zurückhaltung, die dieser sonst so lebhafte und mittheilsame 
Fürst in Frankfurt beobachtete, sah man eine Bestätigung dieses 
Verdachtes; in Weimar galt die Erhebung der ernestinischen 
1) Depesche Wattorfs vom 5. Deoember. Dresdn. Arch.
	        
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