Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

264 Das fremde Gouvernement und der wiener Congreß. 
Leipzig und der Universität dem Kaiser zu überreichenden Adressen 
strich das Generalgouvernement die auf die Stimmung des 
sächsischen Volks gegen den König bezüglichen Stellen 1). Trotz- 
dem fand es das sächsische Cabinet an der Zeit dem Kaiser 
Alexander ein Memoire vorzulegen, worin es auseinandersetzte, 
daß Sachsen um den gegen die Alliierten übernommenen Ver- 
pflichtungen nachkommen zu können für die ungeheuren Verluste, 
die es im gegenwärtigen Kriege erlitten, eine gerechte Entschä- 
digung beanspruchen müsse und demgemäß als beim Frieden 
mit Preußen in Betracht zu ziehende Punkte die folgenden be- 
zeichnete: Annahme liberalerer Handelsgrundsätze zwischen beiden 
Staaten, genaue Ausführung der Convention von Elbing von 
1807 und freie Elbschiffahrt, Rückgabe der Kreise Beeskow 
und Storkow, auf die Sachsen nie ausdrücklich verzichtet habe, 
Berichtigung der 11 Millionen Verpflegungskosten preußischer 
Truppen und Gefangener aus den Jahren 1805 und 1807, 
Wiedererstattung der von preußischen Commandanten nach dem 
Waffenstillstand vom 4. Juni gemachten Requisitionen und 
Beschlagnahmen, welche Forderungen theilweise durch Abtretung 
der preußischen Enclaven in Sachsen ausgeglichen werden könnten, 
endlich Schlichtung der zwischen Preußen und dem Herzogthum 
1) So aus dem von G. Hermann verfaßten Glückwunsche der Stu- 
dicrenden die Strophe: 
„Unnm precamar, restituns Patrem, 
Reddasque nobis heu nimium diu 
Desideratum, quem flideli 
Corde memor populos requirit", 
Pölis U. 166. — Am 25. Februar 1815 richtete Repnin, im Begriffe 
nach Rußland zurülckzukehren, einen ostensiblen Brief an den Staatsrath 
v. Merian, um sich von dem Vorwurfe zu reinigen, als ob er die Sachsen 
über ihr künftiges Schicksal hintergangen habe. Die Entthronung des 
Königs sei von Alexanders Seite keineswegs ein Act der Feindschaft und 
des Hasses sondern der politischen Nothwendigleit; er selbst habe stets 
das sächsische Volk unterschieden von dem Könige, welchen letzteren er nie 
genannt habe; gerade dieses sein Stillschweigen hätte beweisen mücssen, 
daß die Interessen des Königs und vdie des Volkes elnander entgegen- 
gesetzt seien.
	        
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