Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

Frankreichs und Ssiterreichs Opposliion gegen Alexauder. 287 
der Sachsen an Preußen überlasse, und suchte ihn zu überzeugen, 
daß Sachsen der einzůze Punkt sei, vermöge dessen England 
sowohl als Frankreich Einfluß im Norden Europas gewinnen 
könnten, er zeigte sich entschlossen, es um Sachsen sogar auf 
einen Krieg ankommen zu lassen, vorausgesetzt, daß England 
für Frankreich oder wenigstens nicht gegen dasselbe Partei er- 
greife ). Behutsamer gieng Talleyrand vorwärts; noch war 
er der Einzige, der die Sache des Königs von Sachsen ver- 
theidigte; erst wenn er sich der Kleineren versichert hatte, wenn 
es ihm gelungen war England und Osterreich auf Frankreichs 
Seite herüberzuziehen, wollte er es auf dieses Außerste an- 
kommen lassen. Was Osterreich betraf, so stand diesem das 
zu verfolgende Ziel fest: weder sollte Rußland ganz Polen noch 
Preußen Sachsen erhalten, ebensowenig letzteres seinen Einfluß 
auf Süddeutschland ausdehnen dürfen. Wie sich diese Absichten 
durchführen lassen würden, darüber hatten sich Kaiser Franz 
und Metternich noch keine bestimmte Meinung gebildet, es 
entsprach jedoch ganz dem ränkesüchtigen Charakter Beider, wenn 
sie durch lluges Doppelspiel, auf krummen Wegen am ehesten 
zum Ziele zu gelangen suchten und mit dem wechselnden Winde 
lavierten. „Er verschanze sich hinter die Zeit“, meinte Met- 
ternich zum Grafen Schulenburg, „und mache eine Waffe aus 
der Geduld.“ Ließ sich aber nicht das Ganze erreichen, war 
für Osterreich die Wahl zwischen zwei Ubeln unvermeidlich, so 
schien die Vergrößerung Rußlands durch Polen doch immer 
das kleinere, die Preußens durch Sachsen das größere. Wie 
der Versucher trat Metternich vor Alexander und versprach 
ihm in Bezug auf Polen nachzugeben, wenn er dazu helfen 
wolle, daß Preußen nicht Sachsen erhalte 2). Erst als dieser 
ihn indigniert abgewiesen hatte, wendete er sich scheinbar freund- 
licher Preußen zu und willigte auf Hardenbergs Andringen 
ebenfalls in die Übergabe der Verwaltung Sachsens an Preußen. 
1) Castlereagh, Correspondence (1853) X. 160. 
2) Pery IV. 197.
	        
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