Frankreichs und Ssiterreichs Opposliion gegen Alexauder. 287
der Sachsen an Preußen überlasse, und suchte ihn zu überzeugen,
daß Sachsen der einzůze Punkt sei, vermöge dessen England
sowohl als Frankreich Einfluß im Norden Europas gewinnen
könnten, er zeigte sich entschlossen, es um Sachsen sogar auf
einen Krieg ankommen zu lassen, vorausgesetzt, daß England
für Frankreich oder wenigstens nicht gegen dasselbe Partei er-
greife ). Behutsamer gieng Talleyrand vorwärts; noch war
er der Einzige, der die Sache des Königs von Sachsen ver-
theidigte; erst wenn er sich der Kleineren versichert hatte, wenn
es ihm gelungen war England und Osterreich auf Frankreichs
Seite herüberzuziehen, wollte er es auf dieses Außerste an-
kommen lassen. Was Osterreich betraf, so stand diesem das
zu verfolgende Ziel fest: weder sollte Rußland ganz Polen noch
Preußen Sachsen erhalten, ebensowenig letzteres seinen Einfluß
auf Süddeutschland ausdehnen dürfen. Wie sich diese Absichten
durchführen lassen würden, darüber hatten sich Kaiser Franz
und Metternich noch keine bestimmte Meinung gebildet, es
entsprach jedoch ganz dem ränkesüchtigen Charakter Beider, wenn
sie durch lluges Doppelspiel, auf krummen Wegen am ehesten
zum Ziele zu gelangen suchten und mit dem wechselnden Winde
lavierten. „Er verschanze sich hinter die Zeit“, meinte Met-
ternich zum Grafen Schulenburg, „und mache eine Waffe aus
der Geduld.“ Ließ sich aber nicht das Ganze erreichen, war
für Osterreich die Wahl zwischen zwei Ubeln unvermeidlich, so
schien die Vergrößerung Rußlands durch Polen doch immer
das kleinere, die Preußens durch Sachsen das größere. Wie
der Versucher trat Metternich vor Alexander und versprach
ihm in Bezug auf Polen nachzugeben, wenn er dazu helfen
wolle, daß Preußen nicht Sachsen erhalte 2). Erst als dieser
ihn indigniert abgewiesen hatte, wendete er sich scheinbar freund-
licher Preußen zu und willigte auf Hardenbergs Andringen
ebenfalls in die Übergabe der Verwaltung Sachsens an Preußen.
1) Castlereagh, Correspondence (1853) X. 160.
2) Pery IV. 197.